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Generalintendanz am Badischen Staatstheater wird abgeschafft

Nicht General, »nur« Intendant: Am Badischen Staatstheater wird das Modell der Generalintendanz abgeschafft. Der Verwaltungsrat setzt stattdessen auf eine Dreierspitze. Damit wird schon seit Monaten erfolgreich gearbeitet.

Staatstheater Karlsruhe
Vor dem Badischen Staatstheater hängt ein Schild. Foto: Uli Deck
Vor dem Badischen Staatstheater hängt ein Schild.
Foto: Uli Deck

Es ist das Ende einer veritablen Leitungskrise - am Badischen Staatstheater wird es keinen Generalintendanten mehr geben und stattdessen auf eine Dreierspitze gesetzt. Das teilte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gemeinsam mit Staatssekretärin Petra Olschowski und dem Karlsruher Bürgermeister Albert Käuflein am Donnerstag mit. Die Entscheidung für das neue »Theatermodell Karlsruhe« sei am Vorabend in einer mehrstündigen Sitzung des Theater-Verwaltungsrates einstimmig gefallen. Gesucht wird nun ein künstlerischer Intendant ab der Spielzeit 2024/25. Er oder sie soll bereits in diesem Jahr nach der Sommerpause gefunden sein.

»Wir haben nicht ganz einfache Zeiten hinter uns«, sagt Bauer mit Blick auf die Turbulenzen, die das Fünf-Spartenhaus über viele Monate hinweg in Atem gehalten hatten: Der damalige Generalintendant Peter Spuhler war wegen seiner Personalführung und seines autoritären Führungsstils im Sommer 2020 in heftige Kritik geraten und musste das Haus im vergangenen Jahr vorzeitig verlassen. Seitdem leitet Ulrich Peters das Theater übergangsweise als Intendant gemeinsam mit der künstlerischen Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann und dem Geschäftsführenden Direktor Johannes Graf-Hauber.

Peters lobte die bisherige Arbeit im Theater und innerhalb des Führungstrios. Sternstunden des Theaters könnten nur entstehen, wenn man einander zuhöre und die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kämen - »nicht mit Druck, nicht mit Angst, nicht mit «das geht mich nichts an» und innerer Emigration«. Sein Vertrag endet wie geplant 2024. Eine am Mittwoch eingesetzte Findungskommission kümmert sich nun um seine Nachfolge. Auch die Theaterleitung werde bei der Auswahl von Kandidaten und Kandidatinnen angehört, betonte Olschowski.

Die Diskussionen um eine neue Leitungsstruktur hätten den Verwaltungsrat monatelang massiv beschäftigt, führte Bauer aus. Das jetzt gefundene Modell sei ein Meilenstein und werde Wirkung haben über den Standort Karlsruhe hinaus. Entscheidungsprozesse werden nach Olschowskis Worten künftig transparent gestaltet und die Wege dahin in einer Geschäftsordnung festgeschrieben.

Olschowski machte gleichzeitig klar, dass eine Generalintendanz nicht per se ein Instrument für Machtmissbrauch sei; andere Häuser führen gut damit. Für das Staatstheater aber habe sich eine Dreierspitze, wie sie seit dem Weggang Spuhlers ja schon praktiziert werde, als bestes Modell herausgestellt. Während der Interimsphase könne man die Transformation hin zur Dreierspitze weiter erproben und gestalten. »Das ist eigentlich einmalig.«

© dpa-infocom, dpa:220324-99-652068/4