Christian Streich ließ sich nichts entlocken. Anders als seine Trainerkollegen Jürgen Klopp beim FC Liverpool und Xavi beim FC Barcelona, die erst kürzlich für klare Verhältnisse sorgten und ihren Abschied nach dieser Saison verkündeten, reagierte der Coach des SC Freiburg in Bezug auf seine Zukunft eher zurückhaltend. »Klar, wir sind immer im Austausch. Aber es gibt nichts zu thematisieren. Wir machen das wie immer und geben dann Bescheid, wenn wir wissen, wie es aussieht«, sagte Streich zwei Tage vor dem Heimspiel in der Fußball-Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart.
Für gewöhnlich bricht jetzt die entscheidende Phase an, in der Streich und seine Vertrauten um Sportdirektor Klemens Hartenbach und Sportvorstand Jochen Saier die alljährlichen Fragezeichen beseitigen. Seit 2012 verfahren sie so und vermelden entweder im Februar oder wie zuletzt zweimal im März die Vertragsverlängerung des Freiburger Trainers um jeweils eine weitere Saison.
Klopp, den Streich sehr schätzt, und der spanische Coach Xavi gaben als Gründe für ihren Rückzug unter anderem an, dass ihnen die Energie ausgehe. Auch Streich hatte in einem Interview im Oktober darüber schon einmal gesprochen. »Ich spüre, dass ich älter werde. Die Kraft schwindet, es ist nun mal absehbar. Ich ertappe mich immer öfter bei dem Gedanken: Was kommt noch an Energie bei den Spielern an?«, hatte der 58-Jährige damals dem Magazin »11 Freunde« gesagt. Kurz darauf ruderte er zurück und stellte klar, dass er sich lediglich beim Interviewtermin »relativ kraftlos« gefühlt habe. Eine Tendenz gebe es nicht.
Mit frischen Kräften - unter anderem ist Verteidiger Manuel Gulde nach abgesessener Sperre wieder spielberechtigt - wollen die Freiburger nach dem 1:3 bei Werder Bremen nun versuchen, ihre Serie vor heimischer Kulisse auszubauen. Seit sieben Partien sind sie daheim ungeschlagen. Und nach der 0:5-Pleite im Hinspiel hat der Sport-Club gegen den VfB ohnehin noch etwas gutzumachen. »Das war ein sehr unangenehmes Erlebnis«, erinnerte sich Streich nur kurz zurück. »Wir hatten in den ersten Minuten noch die Riesenchance zum 1:0. Aber ich habe jetzt noch nicht so viel daran gedacht. Wir bleiben positiv und wollen nur auf uns schauen.«
Erfreulich ist aus Freiburger Sicht, dass Kapitän Christian Günter nach einer weiteren Unterarm-Operation wieder näher an den Kader gerückt ist. Vergangene Woche sollte der Nationalspieler eigentlich in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln. Dann fiel Günter jedoch erkrankt aus. »Der Eindruck ist sehr gut, weil er einfach glücklich ist, dass er bei der Mannschaft ist und wieder auf dem Platz stehen kann«, sagte Streich. Er schloss eine Rückkehr des 30-Jährigen in das Aufgebot gegen Stuttgart nicht aus.
Gegen die in dieser Saison über weite Strecken so stabil auftretenden Schwaben, die zuletzt den Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig mit 5:2 vom Feld fegten, wartet eine anspruchsvolle Aufgabe. »Sie haben eine sehr gute Mannschaft, die es taktisch und fußballerisch gut macht«, sagte Streich. Auch die Ausfälle von vier Leistungsträgern, die beim Afrika-Cup und bei der Asienmeisterschaft im Einsatz sind, tun dem VfB kaum weh. »Sie stehen total verdient dort, wo sie aktuell angesiedelt sind - auf einem Champions-League-Platz«, sagte Streich.
Mit einem Sieg im Landesduell könnte Freiburg den Abstand auf sechs Punkte verkürzen. Und anschließend bewegt sich der SC dann immer näher auf eine Entscheidung in der Trainerfrage zu.
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