Christian Streich kann den Spielern nachfühlen. Den eigenen, aber auch den gegnerischen. Es war und ist unbestritten eine aufregende Woche für den SC Freiburg. Nur vier Tage nach ihrem Coup im DFB-Pokal-Viertelfinale von München treffen die Badener in der Fußball-Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/Sky) erneut auf den FC Bayern. Das sei schon eine »besondere Konstellation«, erklärte SC-Trainer Streich am Donnerstag. Natürlich lasse dieser 2:1-Erfolg seine Schützlinge nicht kalt. Und natürlich habe er Verständnis für die Frust-Reaktion von Bayern-Profi Jamal Musiala, die für Aufsehen gesorgt hatte.
»Wichtig ist, dass wir uns auf das besinnen, was uns in München geholfen hat, dass jeder einzelne Spieler für sich in den Tunnel geht«, sagte Streich zum schnellen Wiedersehen mit dem Rekordmeister. »Ich kann mir das schon vorstellen, wenn du mal gegen Bayern gewinnst und keiner erwartet es: Dann musst du schauen, dass du nicht Dreiviertel vom Tag in den sozialen Medien verbringst, weil es so toll ist, was da alles steht.« Es sei wichtig, »den Kopf klar« zu halten. Um nach dem ersten Auswärtssieg gegen die Bayern überhaupt erstmals seit knapp acht Jahren auch wieder einen Heimerfolg gegen sie einzufahren.
Die Freiburger wollen ihren Champions-League-Platz verteidigen, die Münchner im Fernduell mit Borussia Dortmund die Tabellenführung. Nachdem der Traum vom Titel-Triple unter ihrem neuen Trainer Thomas Tuchel geplatzt ist, dürften die Bayern auf Wiedergutmachung aus sein. Er erwarte keinen aggressiven, aber einen fokussierten Gegner, so Streich. »Ich glaube nicht, dass sie mit Wut im Bauch kommen. Die ist verraucht«, sagte Freiburgs Coach. Die Bayern-Spieler seien es aber nicht gewohnt, oft zu verlieren. »Und wenn sie mal verlieren, fokussieren sie sich extrem darauf, das nächste Spiel zu gewinnen.«
Das gilt auch für Nationalspieler Musiala. Bayerns Offensivmann hatte Streich nach dem Pokalspiel den Handschlag verweigert und dadurch für Gesprächsstoff gesorgt. Streich selbst nahm den 20-Jährigen aber in Schutz. »Ich weiß genau, wie ich bin, und ich weiß genau, wie ich in dem Alter war«, sagte Freiburgs Coach. Wenn man so eine Partie verliert, nachdem man als Einwechselspieler den entscheidenden Elfmeter verursacht hat, sei das »die logischste Reaktion«, so Streich.
Das von Musiala versprochene Trikot beim Wiedersehen will er dennoch gerne annehmen. »Ich sammle keine Trikots, aber ab und zu kriege ich mal eins geschenkt«, erzählte Streich. Es sei ihm auch »fast ein bisschen peinlich«, dass er manchmal selbst danach frage. »Aber das mache ich für die Kinder - in meinem Schlafzimmer hängt kein Trikot«, betonte der Trainer. Zwei oder drei würden im Schrank bei seinen Fahrradklamotten liegen. Ob auch das Musiala-Shirt dort landen wird oder bei seinem Sohn oder einem anderen Kind, verriet Streich nicht. Spannend wird es am Samstag so oder so.
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