STUTTGART. »Shavasana!« Während die Lehrerin im Yogaspace Ganesha die »Totenhaltung« – totale Bewegungslosigkeit – anweist, hängen die Yogafans bei der Aerial Loft in trapezförmigen Tüchern. »Asanas in der Luft! Wollte ich längst ausprobieren«, so eine agile Seniorin. Flugs zieht sie die Schuhe aus, um sich auf einer freien Hängevorrichtung in Position zu bringen.
Einer, der das schon länger macht, ist Heinrich Ferger. Aus Laupheim ist er zur Messe »YogaWorld VeganWorld« nach Stuttgart gekommen. »Ich war schon öfter hier als Besucher«, sagt der 55-Jährige, der im Bereich Biotechnologie arbeitet. »Produkte muss man live sehen, fühlen und ausprobieren, bevor man kauft – und hier hat man alle Angebote an einem Ort.«
Optimierung von Gesundheit
Das reicht bei der Yoga und VeganWorld von Matten, Kleidung und Kissen über Gongs und Klangschalen bis zu Wasserberatung, ätherischen Öle in Kombination mit Rechtsberatung und Businesscoaching. Nicht zu vergessen die Food-Stände mit pflanzlichen Snacks. Das goutiert Heinrich Ferger – und dass die YogaWorld außerdem Teil der Stuttgarter Frühjahrsmessen ist, die vom 4. bis 7. April laufen: Auf elf Veranstaltungen und 60.000 Quadratmetern in den sechs Hallen der Messe Stuttgart präsentieren sich rund 1.000 Aussteller. »Viele Themen zum Kennenlernen, die auch irgendwie zusammenpassen«, so Ferger.
Die »DanceWorld Stuttgart« und die »Biohacking Days«, Messe für Ernährung, Fitness und Mindset, sind im selben Raum angesiedelt. Im Fokus: Optimierung von Gesundheit und eigener Leistung, etwa mit Vitalpilz Kakao, Bulletproof Kaffee oder Eisbaden. In das eiswürfelige Nass will an diesem Nachmittag bisher niemand abtauchen. Ein Mann in blauer Badehose überlegt es sich anders und macht sich aus dem Staub.
Zur »Zukunft Haus«? Da dreht sich alles um effektive Gebäudesanierung, erneuerbare Energien und Sicherheit. Die »i-Mobility« entführt in nachhaltige und digitale Mobilität: E-Autos, E -Fahrräder, gar E-Bolliden. Umweltfreundliche Fortbewegung anderer Art ist auf der Babymesse »Babini« zu sehen, Kinderwagen, Babyjogger, Tragetücher, Laufräder, Dreiräder ... Kurz, was Baby, Mama, Papa brauchen. So mancher Vater spielt mehr als der Nachwuchs. Gebastelt, gestrickt, gemalt und Wolle gesponnen wird indes bei der »Kreativ«, wo es Stoffe, Perlen, Stempel, Schablonen und mehr gibt.
Auf der »Slow Food«, dem Markt des guten Geschmacks, lassen es sich an langen Tafeln viele gut gelaunte Menschen schmecken. Brot, Nudeln, Käse, Schinken, Wurst, Oliven, Schokolade, Fisch, Couscous, Raclette und anderes haben sie in Taschen und auf dem Tisch, dazu Wasser Wein, Whisky, Bier, Birnen-Prosecco, Cocktails und andere Tropfen. Die Auswahl ist groß auf dem »Schaufenster regionaler Kulinaria«.
»Paul, Deutschlands jüngster Ölmüller« erklärt seine Spezialitäten höchstpersönlich, von Bruschetta- über Knobi- bis Raps-Variante. Eingesessene weisen zur »Arche des Geschmacks«: Kulinarische Erbstücke, die nicht aussterben sollen, wie Dickkopfweizen, Bitterfelder Apfel, Kesselheimer Zuckererbse oder Lippe Gans.
An anderen Ständen geht es gegen Lebensmittelverschwendung oder um Bio-Genossenschaften, an denen sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen und ökologische Landwirtschaft fördern können. Wie das global, verantwortungsvoll und nachhaltig geht, das ist in derselben Halle bei »Fair Handeln« zu entdecken, nicht nur in Form von Kleidung oder Wohnaccessiores, sondern auch mittels Kunst- und Bildungsprojekten.
Kleine Produzenten
»Ich komme immer wieder gerne her, um mich von all dem inspirieren zu lassen, auch um neue Rezepte und Gewürze zu entdecken, Spezialitäten zu probieren«, betont Sarah Sander. Die Fitnesstrainerin und Yogalehrerin kocht mit Leidenschaft. »Die Kriterien von Slow Food ›gut, sauber und fair‹ sind super«, so die 31-Jährige, die mit Mann und Baby aus Pfullingen angereist ist. »Regional und saisonal ist mein Motto – und wenn Fleisch, dann bio.«
So halten das auch Manuela Strauss und ihr Mann, die sich ein paar Gänge weiter bei den »BBQ Days« umschauen auf der »Garten«. »Wir grillen alles, Fleisch, Fisch, Gemüse, es muss aber gute Qualität haben, lieber weniger, dafür hochwertig«, so die Masseurin aus Kirchheim unter Teck. Nicht alles sei bei Metzgern in Bioqualität zu haben, auf der Messe habe sie Tipps und Adressen von entsprechenden Lieferanten bekommen. Das Paar liebäugelt mit einem kompakten Grill, der auf das Fahrrad passt. »Schon geschickt«, meint Manuela Strauss. »Das Tolle hier: Man entdeckt Besonderes von kleineren Herstellern.« (GEA)