STUTTGART/LUDWIGSBURG. Sie stehen erst seit wenigen Monaten am Stuttgarter Neckartor: 17 Feinstaubfiltersäulen des Ludwigsburger Filtrationsspezialisten Mann + Hummel, die im Rahmen eines Pilotprojektes mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg dort links und rechts der Straße aufgestellt wurden. Der zurzeit geltende Feinstaubalarm ist zum Synonym für die Landeshauptstadt geworden. Stuttgart ist auch Stickoxid-Hauptstadt. Zumindest bis zum Jahr 2017 hat die Messstelle am Neckartor – jahrelang deutschlandweit als dreckigste Kreuzung bekannt – wiederholt die Grenzwerte für Feinstaub überschritten.
Nun zeigen die ersten Auswertungen, dass die Filter Cubes von Mann + Hummel die Partikelkonzentration direkt vor Ort zwischen zehn und 30 Prozent senken können. Mehr noch: »Das entspricht 40 Prozent der Feinstaubpartikel, die von vorbeifahrenden Fahrzeugen verursacht werden«, betont Werner Lieberherr. »Auf diese Weise tragen wir zum Schutz der Anwohner bei und präsentieren eine echte Alternative zu Fahrverboten in Innenstädten«, sagt der Mann + Hummel-Geschäftsführer. Nebenbei verspricht man sich bei dem Ludwigsburger Filterspezialisten, der als großer Zulieferer für die Autoindustrie bekannt ist, einen weiteren, zukunftssicheren Geschäftsbereich – auch auf internationalem Parkett.
Sechs weitere Filtersäulen
»Nach Auswertung erster Messungen können wir nachweisen, dass die Minderungswirkung von 30 Prozent im Nahbereich und über zehn Prozent in der Fläche erreicht wird«, bestätigt Professor Achim Dittler, Institutsleiter »Gas-Partikel-Systeme« am Karlsruher KIT.
Doch das ist nicht das Ende der Fahnenstange: Der von Mann + Hummel neu entwickelte Kombifilter bindet über 80 Prozent des vom Verkehr – und vor allem von den Dieselfahrzeugen – verursachten Stickstoffdioxids (NO2), aber auch des Feinstaubs aus der angesaugten Luft. Simulationsergebnisse bestätigen die Prognosen.
»Die Filtersäulen wirken«, sagt Christoph Erdmenger. Der Leiter der Abteilung Nachhaltige Mobilität des Verkehrsministeriums ist optimistisch, dass die Stickoxide am Neckartor herausgefiltert werden können. »Wir haben nicht nur am Neckartor, sondern an elf Stellen gemessen«, sagt der Umweltwissenschaftler und verweist auf neue Erkenntnisse. So hat es 2018 am Neckartor entlang der Straße differenzierte Messungen gegeben, die zwischen 57 und 62 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft ergeben haben. Einiges weniger als direkt an der Kreuzung mit dem hohen Wert von 71 Mikrogramm. Die Werte waren auch geringer als 2017.
»Das macht uns optimistisch, dass wir nahe an den Grenzwert herankommen«, so Erdmenger. Damit könnten dann weitere Fahrverbote vermieden werden. Sechs weitere Filter Cubes werden nun aufgestellt. Und die 17 Filter am Neckartor werden in zwei Stufen mit Kombifiltern aufgerüstet – im April und im Sommer. Die verbrauchten Filter werden katalytisch verbrannt. Übrig bleiben dann nur noch etwas Asche, Stickstoff und Sauerstoff. (GEA)