GÄUFELDEN/AMMERBUCH. Die Rauchsäule war am späten Mittwochabend weithin in der Region sichtbar. Im Industriegebiet von Nebringen, einem Teilort von dem an Ammerbuch angrenzenden Gäufelden, stand eine große Fleischfabrik in Flammen. Gegen 17.40 Uhr war die Feuerwehr zu einem Brandmeldealarm der Firma »Meister« ausgerückt. Bereits bei der Anfahrt quoll schwarzer Qualm aus einem rund 50 mal 100 Meter großen Gebäudeteil im Produktionstrakt.
Ein Mitarbeiter soll noch versucht haben, das Feuer zu löschen, erlitt dabei aber eine Rauchgasvergiftung. Indessen konnten alle Mitarbeiter der Spätschicht das Gebäude unverletzt verlassen. Die Böblinger Leitstelle löste Großalarm aus. Zur Brandbekämpfung rückten rund 170 Feuerwehrhelfer aus der Region aus, dazu 14 Fahrzeuge des Rettungsdienstes und des THW. Ein Teil des Gebäudes stürzte ein.
Hubschrauber und Drohne im Einsatz
Mit einem massiven Löscheinsatz die ganze Nacht über gelang es ein Übergreifen der Flammen auf den Verwaltungsteil zu verhindern. Der Großbrand war gegen Mitternacht unter Kontrolle. Wegen der südöstlich in den Kreis Tübingen ziehenden Rauchgase wurden die Anwohner über die Nina-App und den Rundfunk aufgefordert, sich nicht im Freien aufzuhalten, Klimaanlagen abzuschalten und die Fenster zu schließen. Entwarnung kam am späten Abend. Nach Angaben der Feuerwehr wurden Gefahrstoffmessungen durchgeführt, die aber unauffällig blieben. Polizeikräfte sperrten die Umgebung weiträumig ab. Ein Polizeihubschrauber und eine Drohne überwachten den Funkenflug auf die angrenzenden staubtrockenen Felder.
Viele Glutnester unter den Trümmern
Am heutigen Donnerstag sind die Einsatzkräfte mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. »Unter den Trümmern der eingestürzten und von Baggern eingerissenen Halle gibt es viele Glutnester. Die Arbeiten sind schwierig«, sagt Gäufeldens Feuerwehr-Pressesprecher Steffen Bartl. In den Rauchgasen seien »erhöhte Werte von Ammoniak« gemessen worden. Dieses stamme von den in der Fabrik eingesetzten Kühlmitteln, die einem Tank unter der Brandstelle gelagert werden. Da bereits geringe Mengen durch ihren unangenehmen, stechenden Geruch von Menschen bemerkt werden, ist ein ungewolltes Aufnehmen über die Atemluft unwahrscheinlich. Hinzu kommt, dass die Verdünnung an der Luft sehr hoch ist. Ermittler der Kripo sind den Tag über mit der Ursachenforschung und der Schadensschätzung beschäftigt.
Die 1991 in Nebringen errichtete Fleischfabrik produziert mit 300 Mitarbeitern neben Brüh-, Koch- und Rohwurst auch Schinken- und Pökelerzeugnisse samt Grillwaren. Der Fleischereibetrieb war 2017 für über fünf Millionen Euro räumlich erweitert worden, 2020 lag der Umsatz bei 150 Millionen Euro. Eigentümer war die SCP Group, die für alle deutschen Real- und Metro-Märkte hier Fleisch verarbeitete. Nach der Auflösung von Real ging das Unternehmen kürzlich in den Besitz der Rewe-Gruppe über. (GEA)