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Feuer in der Döner-City: Imbiss-Besitzer vor Gericht

Als es in einem Imbiss brennt, sieht alles nach einem Notfall aus - zumindest am Anfang. Tatsächlich sollen die Betreiber das Feuer selbst gelegt haben, um die Versicherung zu betrügen. Wegen des finanziellen Drucks, unter dem sie standen?

Nach Brand in Imbiss Prozess gegen Pächterin und Betreiber
Ein Angeklagter wird vor dem Beginn der Verhandlung in einen Gerichtssaal geführt. Nach dem Brand in einem Imbiss in Heilbronn stehen die frühere Pächterin, der Betreiber und zwei Komplizen wegen mutmaßlicher Brandstiftung vor Gericht. Foto: Martin Oversohl/dpa
Ein Angeklagter wird vor dem Beginn der Verhandlung in einen Gerichtssaal geführt. Nach dem Brand in einem Imbiss in Heilbronn stehen die frühere Pächterin, der Betreiber und zwei Komplizen wegen mutmaßlicher Brandstiftung vor Gericht. Foto: Martin Oversohl/dpa

Heilbronn (dpa/lsw) - Die Sülmerstraße in der Heilbronner Innenstadt ist ein gefundenes Fressen für Liebhaber des schnellen Snacks. Döner-Imbisse und Asia-Läden reihen sich aneinander wie Glieder einer Kette. Die Konkurrenz ist hoch, die Mieten auch. In den frühen Morgenstunden eines April-Tages steht einer der Imbisse plötzlich in Flammen.

»Ein Anschlag«, sagen die Betreiber zunächst. »Versicherungsbetrug«, meint dagegen ein Gutachter. Die Staatsanwaltschaft baut den Vorwurf aus. Unter anderem wegen versuchten Mordes stehen die Pächterin, ihr Ehemann und zwei Komplizen - alle zwischen 30 und 51 Jahre alt - nun vor Gericht in Heilbronn.

Ein »verwerflicher Plan« sei das gewesen, liest die Staatsanwältin am Freitag zum Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht vor. Nach ihrer Ansicht versuchten die angeklagte Deutsche und die drei verdächtigten Türken durch ein selbst gelegtes Feuer, die Versicherungssumme zu kassieren. Die Leben der Nachbarn im Haus setzten sie dabei aufs Spiel, wirft ihnen die Anklagevertreterin vor. »Es war ihnen bewusst, dass die schlafenden Bewohner bei nur einer Fluchtmöglichkeit über das Treppenhaus keinerlei Möglichkeit hatten«, sagt sie.

Laut Anklage füllte der Ehemann der Pächterin am Vorabend des Brandes gemeinsam mit einem Komplizen einige Liter Benzin in Plastikflaschen ab. Am anderen Morgen bereitete die Pächterin den Laden vor, als sei nichts geplant, während ihr Mann einen Teil des Benzins im Imbiss verteilte. Hinterlegte Steine in der Brandruine sollten laut Anklage einen Anschlag vortäuschen.

Kaum brach das Feuer aus, verließen die Angeklagten den Laden. Die Pächterin kniete sich vor das Geschäft, aus dessen Fenster die Flammen schlugen, und forderte einen Passanten auf, die Feuerwehr zu alarmieren.

Nur weil ein Nachbar die Bewohner des Hauses rechtzeitig habe wecken können, sei bei dem Brand niemand verletzt worden, sagt die Staatsanwältin. Nur drei Stunden nach dem Brand habe die Pächterin die Versicherung angerufen und die Lüge vom Brandanschlag aufgetischt. Ein Gutachter sei allerdings skeptisch geworden.

Für das angeklagte Ehepaar muss der Druck vor dem Brand erdrückend gewesen sein. Der Laden war stark verschuldet, obwohl der Ehemann nach eigener Aussage 16 Stunden am Tag schuftete. Aber auch das Paar drückten Schulden im hohen fünfstelligen Bereich. Die Hoffnungen in den Imbiss erfüllten sich nicht, das könnte auch mit der Konkurrenz in der Nachbarschaft zu tun haben. Weil mehrere Mieten nicht überwiesen worden waren, hatte der Eigentümer des Hauses den Pachtvertrag gekündigt - und zur Jahreswende sollte das gemeinsame Kind geboren werden.

Beide scheinen in einer Art Abhängigkeit zum 51 Jahre alten Mitangeklagten gestanden zu haben, der neben dem Heilbronner Laden noch mindestens einen weiteren Imbiss besaß und das Paar finanzierte. »Er hielt wie eine Art Geschäftsführer die Fäden in der Hand«, sagt die Staatsanwältin. Er zahlte die Mieten, gab der Pächterin ein Handgeld und soll das Paar weitgehend gesteuert haben.

In den Vernehmungen widersprachen sich die vier Angeklagten in mehreren Punkten. Deshalb dürfte für die Kammer wichtig sein, wie sich das Quartett im Prozess zu den Vorwürfen äußern wird. Die Anwälte des Paares haben angekündigt, die Pächterin und ihr Mann würden die Vorwürfe im Wesentlichen einräumen. Sie seien von dem 51-Jährigen zur Tat gedrängt worden. Dieser will sich dagegen nicht äußern. 33 Zeugen sind in dem Prozess geladen. Mit einem Urteil wird nicht vor Mitte März gerechnet.