STUTTGART. Trotz des nicht ganz so guten Starts habe man in der zweiten Hälfte des dreiwöchigen Frühlingsfestes aufholen können, sagte Andreas Kroll, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. »Die Zahlen sind auf dem Niveau wie im letzten Jahr«, führt Kroll aus. 1,4 Millionen Menschen haben das 84. Stuttgarter Frühlingsfest besucht. »Das ist fantastisch«, sagt Geschäftsführer Kroll: »Es zeigt, dass wir mit dem Ziel, uns als großes Familienfest zu etablieren, auf einem guten Weg sind.«
Die positive Bilanz spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen der Brauereien: »In der vergangenen Woche haben bereits mehrere Brauereien über ein zweistelliges Umsatzplus berichtet«, erklärt Marcus Christen, Abteilungsleiter bei in.Stuttgart. Dennoch würden am Ende nicht alle Beschicker von den positiven Besucherzahlen profitieren, denn: »Die Besucher geben weniger Geld aus als in der Vergangenheit«, sagt Christen. Passend dazu fällt das Fazit von Mark Roschmann, dem Vorsitzenden des Schaustellerverband Südwest-Stuttgart, eher verhalten aus. Der Verbandschef spricht lediglich von einem »guten Frühlingsfest«.
Beratungsangebot kommt an
Betont positiv ist die Bilanz einiger Neuerungen auf dem diesjährigen Frühlingsfest. Dazu zählt das Beratungsprojekt Wasserboje, das für Mädchen und Frauen auf dem Wasen einen geschützten Raum anbietet; geschulte Mitarbeiterinnen unterstützen sie bei Orientierungslosigkeit, Belästigung oder in anderen kritischen Situationen. Laut Barbara Straub ist das Projekt, das im Herbst erstmals auf dem Volksfest und nun auch auf dem Frühlingsfest angeboten wurde, gut angenommen worden. 140 Frauen und Mädchen konnte bei dem niederschwelligen Angebot für Opfer sexualisierter Gewalt geholfen werden, berichtet die Betreuerin. Um dies sicherzustellen, waren täglich rund 60 Ehrenamtliche in einem Zweischichtbetrieb im Einsatz. Die Wasenboje kooperiert eng mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Wasenwache der Polizei. Gegenseitig bestätigt man sich eine »sehr gute Zusammenarbeit«.
Erfreulich auch der Start der Einführung eines Mehrwegbecher-Systems beim Frühlingsfest: 180.000 Stück wurden in Umlauf gebracht. »Das sind alles Becher, die nicht auf dem Platz lagen und für volle Mülleimer sorgten«, erklärt Marcus Christen von der Veranstaltungsgesellschaft. Das habe dazu geführt, dass die Mülleimer nie während der Festzeiten geleert werden mussten: »Wir sind glücklich und zufrieden, dass das so gut funktioniert hat, und werden das weiter gestalten.«
Weniger Straftaten insgesamt, aber mehr Fälle von Körperverletzung und sexueller Belästigung
Jörg Schiebe, Leiter des Polizeireviers 6, Bad Cannstatt, zieht zum Abschluss am Sonntag eine gemischte Bilanz. Erfreulich sei, dass sich die Zahl der erfassten Straftaten im Vergleich zum letzten Frühlingsfest um 28 Prozent reduziert habe – von 452 auf 324 Fälle. Eine Zunahme verzeichnet die Polizei allerdings bei Körperverletzungen und sexuellen Belästigungen. Bei Letzteren wurden immerhin 75 Prozent mehr Anzeigen verzeichnet. Schiebe betont, die Zahlen müssten immer auch im Kontext betrachtet werden. Bei den Sexualstraftaten sei der starke Anstieg möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass Betroffene sich durch die verstärkte Aufklärungsarbeit vermehrt ermutigt fühlten, Delikte anzuzeigen. Bei den Betäubungsmitteldelikten verwies Schiebe auf die »Dynamik«, die sich durch das neue Cannabis-Gesetz verändert habe.
Jenseits der Statistiken zieht der Leiter des Polizeireviers 6 auch ein persönliches Fazit: »Durch das Umstellen und das Verbreitern der Straße haben wir mehr Platz gewonnen. Das hat für mehr Ruhe gesorgt, was vor allem Familien schätzen. Es war in der Gesamtheit ein friedliches Frühlingsfest – natürlich auch anstrengend, aber dennoch schön«, meint der Revierleiter. Vereinzelt habe es in diesem Jahr Gruppen junger Menschen gegeben, die auf den Wasen gekommen seien, um »Auseinandersetzungen zu suchen«. Mit verstärkter Polizeipräsenz habe man hier jedoch gute Ergebnisse erzielt, um dem Anspruch gerecht zu werden, »ein friedliches Familienfest zu sein«. (GEA)