Dank des vergangenen Sommers haben sich die Populationen der Bienenfresser in Baden-Württemberg wieder erholt. Wegen der Nahrungsknappheit infolge des sehr nassen Julis im Jahr 2021 war viel Brut verloren gegangen, wie Jürgen Rupp von der Fachschaft für Ornithologie Südlicher Oberrhein im Naturschutzbund (Nabu) Deutschland erklärte. »Das hatte negative Auswirkungen auf die Brutsaison 2022, so dass wir in ganz Deutschland einen Rückgang um 20 Prozent und am südlichen Oberrhein sogar um 33 Prozent hatten.«
Vergangenes Jahr habe es dann wieder viel Nachwuchs bei den Vögeln gegeben, so dass die Verluste in 2023 mehr als ausgeglichen seien, erklärte der Experte. »Bei den Kolonien, die ich regelmäßig kontrolliere, kann ich von einer Steigerung um 57 Prozent berichten.« Zahlen aus anderen Teilen der Republik lägen ihm noch nicht vor.
Bienenfresser fallen durch ihr kräftig leuchtendes Federkleid auf: die Kehle gelb, der Rücken kastanienbraun bis orange, der Bauch türkis. Neben Bienen jagen die Vögel nach Angaben des Nabu Käfer, Schmetterlinge, Libellen, Wespen, Hummeln und Hornissen im Flug. Die erbeuteten Tiere schlagen sie dann kräftig gegen eine Unterlage, um sie zu töten. »Giftige Insekten knetet der Bienenfresser sorgfältig durch, so dass das Gift austritt und abgewischt wird.«
Bienenfresser (Merops apiaster) stammen laut Nabu aus den Tropen und Subtropen, brüten im Mittelmeerraum in Kolonien und kommen in wärmeren Zeiten auch mal nach Deutschland. 2020 brüteten laut Rupp am südlichen Oberrhein knapp über 1200 Paare, in Nordbaden waren es 120, in Sachsen-Anhalt 2200, in Rheinland-Pfalz 400 und in Bayern 280 Paare. In ganz Deutschland kam man auf 5000 bis 5500 Brutpaare.
Die jungen Bienenfresser sind inzwischen ausgeflogen, wie Rupp sagte. Sie bildeten Familienverbände mit bis zu 200 Tieren, die weit umherstreifen - und somit jetzt auch an vielen Stellen auftauchten, wo sie nicht brüten. Anfang/Mitte September beginne dann der Wegzug über Frankreich und Spanien in das Überwinterungsgebiet in Westafrika südlich des afrikanischen Regenwaldgürtels (Angola, Republik Kongo).
Große Probleme bereiten den Tieren fehlende Brutplätze und massive Störungen während der Brut - etwa durch Starkregen. »Als reiner Insektenfresser hat das Wetter einen großen Einfluss darauf, ob die Vogeleltern genügend Nahrung finden«, erläuterte eine Sprecherin des Nabu Baden-Württemberg. Entscheidend sei vor allem, dass sie im Juli - dem Hauptmonat für die Jungenaufzucht - ausreichend Insekten finden. Generell profitiere die wärmeliebende Art vom Klimawandel.
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