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Falsche Polizeibeamte: 377 Monate Freiheitsstrafe in 17 Strafverfahren

Ein Vollzugsbeamter geht beim Kontrollgang in der Justizvollzugsanstalt in Bruchsal an den Zellentüren der Insassen vorbei.
Ein Vollzugsbeamter geht beim Kontrollgang in der Justizvollzugsanstalt in Bruchsal an den Zellentüren der Insassen vorbei. Foto: dpa
Ein Vollzugsbeamter geht beim Kontrollgang in der Justizvollzugsanstalt in Bruchsal an den Zellentüren der Insassen vorbei.
Foto: dpa
STUTTGART. Das Prinzip ist immer dasselbe, nur die angebliche Bedrohungsgeschichte ändert sich: Sie geben sich als Angehörige der Polizei aus und holen Geld und Wertgegenstände bei ihren Opfern ab. Über 150 Mal ist dies in den vergangenen zwölf Monaten so in Baden-Württemberg passiert, der Schaden beträgt über neun Millionen Euro. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Die Call-Center befinden sich im Ausland, in Deutschland agieren die Abholerinnen und Abholer als angebliche Angehörige der Polizei. Dennoch gelingt es dem LKA BW im Jahr 2019 mehrfach, hochrangige Mitglieder einer besonders erfolgreichen Betrügerbande das Handwerk zu legen.

Im Laufe des vergangenen Jahres verurteilten Gerichte in bislang insgesamt 17 Strafverfahren Abholerinnen und Abholer zu mindestens zwei Jahren Haft. Die Gerichte beschlossen zudem die Einziehung von Taterträgen und verurteilten die Täterinnen und Täter zu Zahlungen von bis zu rund 380.000 Euro. Selbst bei einer einmaligen Abholung sprechen Gerichte Freiheitsstrafen von zwei Jahren aus. Alle ausgesprochenen Freiheitsstrafen zusammengezählt ergeben eine Summe von 377 Monaten.

Auch bei der Abwehr des Schadenseintritts konnte das Landeskriminalamt beachtliche Erfolge verbuchen. In 60 Fällen verhinderte die Arbeit der Ermittlungsgruppe Trust (EG Trust) des LKA BW, dass die Opfer ihre Vermögen den Kriminellen übergeben. So verhinderte die EG Trust einen Schaden von rund 1,5 Millionen Euro. Diese Personen hatten den Betrug nicht erkannt und waren auf die Lügengeschichten der Anrufer hereingefallen. Die EG Trust konnte hier rechtzeitig eingreifen.

Die Ermittlungsgruppe ist seit November 2018 aktiv und arbeitet bundesweit eng mit den Staatsanwaltschaften zusammen. »Der Erfolg der EG Trust zeigt, dass wir nicht nur begangene Straftaten aufklären, sondern insbesondere unmittelbar bevorstehende Taten erfolgreich verhindern konnten. Parallel zu einer umfangreichen Aufklärungsarbeit mit vielen Partnern ist dies unser größter Erfolg. Im Deliktsfeld falsche Polizeibeamte greifen alle Räder perfekt ineinander. Prävention, Strafverfolgung und vor allem eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften. Die Haftstrafen für die Abholer werden sicherlich ihre abschreckende Wirkung entfalten«, sagt LKA-Präsident Ralf Michelfelder. Dank umfassender Präventionsarbeit durch Aufklärung und Sensibilisierung der potenziellen Opfer kommen immer mehr Straftaten über das Versuchsstadium nicht hinaus. Leider gelingt es den Kriminellen immer noch viel zu oft, ihre Opfer zu täuschen. »Mit ihrem perfiden Vorgehen ergaunern die Täter hohe Summen und schädigen darüber hinaus den guten Ruf und das Vertrauen in die Polizei«, so Michelfelder.

Die Ermittlungsgruppe arbeitet gemeinsam mit den Staatsanwaltschaften konsequent daran, kriminelle Netzwerke aufzudecken. Denn trotz der Ermittlungserfolge sind kriminelle Gruppierungen weiterhin mit dieser Masche unterwegs. Dank der unermüdlichen Arbeit der EG Trust müssen die Drahtzieher davon ausgehen, dass jederzeit die Handschellen klicken. (pm)