In ihrer neuen Rolle als Aufsichtsratsvorsitzende sieht sich Tanja Gönner beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart als »Übergangslösung«. Die ehemalige CDU-Politikerin und Wirtschaftslobbyistin löste in der vergangenen Woche den abgewählten Präsidenten Claus Vogt ab. Es sei jedoch geplant, den Posten künftig wieder einem Präsidiumsmitglied zu übertragen. »Ich habe keinerlei Ambitionen, ins Präsidium einzuziehen«, sagte Gönner in einem Interview der »Stuttgarter Zeitung« und der »Stuttgarter Nachrichten« (Mittwoch).
Vogts Abwahl hatte Turbulenzen in der Club-Führung hervorgerufen. Zunächst meldeten sich der 54-Jährige selbst und der Vereinsbeirat zu Wort und übten Kritik. Später veröffentlichten weitere Präsidiumsmitglieder und der Aufsichtsrat Stellungnahmen. Das Verhältnis in den Gremien scheint stark beschädigt.
Dass Vogt angekündigt hat, seine Abwahl womöglich juristisch überprüfen zu lassen, stellt für Gönner kein Problem dar. »Ich bin fest davon überzeugt, dass es rechtlich keine Bedenken gibt - auch wenn der Gesamtvorgang wenig Freude hervorruft«, sagte sie. Sie verstehe, »wenn jemand darüber enttäuscht ist, nicht mehr in dem Amt zu sein und wie es dazu kam. Aber niemand im Aufsichtsrat hat diesen Schritt leichtfertig getan. Wir haben Lösungsvorschläge gemacht, die alle nicht zum Erfolg geführt haben«, erklärte sie weiter. »Auch die Möglichkeit, jemand anderen aus dem Präsidium zu benennen, hat bestanden, dann wäre die Wahl von mir erst gar nicht notwendig gewesen. Irgendwann sah sich dann die Mehrheit des Aufsichtsrates genötigt, diese Entscheidung zu treffen. Natürlich hat jeder das Recht, diese anzufechten, wenn er der Meinung ist, dass etwas schiefgelaufen ist.«
Auf die Frage, ob Vogt als Präsident noch tragbar sei, antwortete Gönner: »Das müssen die Mitglieder entscheiden. Aber klar ist natürlich, dass eine lange Hängepartie und offene Fragen nicht hilfreich sind. Sondern dass jeder überlegt, welche Rolle er in der Verantwortung für den VfB übernimmt.«
© dpa-infocom, dpa:240320-99-398410/2