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Experte: Ohne Snowfarming wird Langlauf schwierig

Eine verlässliche Schneedecke die ganze Saison über - für immer mehr europäische Skigebiete ist damit im Zuge der Klimakrise nicht mehr zu rechnen. Das Lagern von Schnee kann ein Ausweg sein, erläutert ein Experte. Von Dauer allerdings ist diese Lösung nicht.

Schneedepot
Schneedepot in Livigno. Foto: Fabian Wolfsperger/DPA
Schneedepot in Livigno.
Foto: Fabian Wolfsperger/DPA

Mit kürzeren Wintern und weniger Schnee im Zuge des Klimawandels können Mittelgebirge wie der Schwarzwald oder der Thüringer Wald als Langlaufgebiete mittelfristig nur mit technischen Schneehilfen überleben. »Um den Wintersport in Mittelgebirgen noch 20, 30 Jahre am Leben zu halten, sind dort technische Maßnahmen nötig«, sagte Fabian Wolfsperger vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos der Deutschen Presse-Agentur.

Zu den Maßnahmen im Zuge der Klimakrise gehören künstliche Beschneiung und sogenanntes Snowfarming. Darunter versteht man die Lagerung von Schnee am Ende eines Winters über den Sommer hinweg für den kommenden Saisonstart. Der Einsatz von Schneekanonen, der auch für die Depots nötig ist, ist umstritten. Da die Schneekanonen Energie brauchen, kann ihr Einsatz den Klimawandel weiter anheizen.

Sowohl am Gebirgspass Notschrei im Schwarzwald als auch in Oberhof im Thüringer Wald würden solche Schneedepots bereits angelegt. »In Oberhof hat der Langlauf eine lange Tradition. Irgendwann wird es zu Ende sein, das ist ziemlich sicher, aber man kann den Übergang mit solchen Maßnahmen verträglich gestalten.« Der vergangene Winter sei warm und schneearm gewesen, aber sowohl am Notschrei als auch in Oberhof sei es am Ende dank kalter Tage doch noch gelungen, die Depots zu füllen.

Ein Schneedepot besteht nach Wolfspergers Angaben idealerweise aus mindestens 10.000 Kubikmetern - einem Haufen, der etwa 50 Meter lang, 20 Meter breit und 10 Meter hoch ist. Für vier bis fünf Kilometer Loipe seien rund 15.000 Kubikmeter nötig. Es könne Naturschnee zusammengeschoben werden, aber in 90 Prozent der Fälle sei es effizienter, einen Haufen mit Schneekanonen zu produzieren. Er sollte am besten mit einer 30 bis 40 Zentimeter dicken Schicht aus Sägespänen und Holzschnitzen abgedeckt werden. Damit könne auch bei einem warmen Sommer zu viel Verlust vermieden werden. Im besten Falle komme man mit 15 bis 20 Prozent Verlust davon.

Wichtig seien solche Maßnahmen nicht nur für Leistungssportzentren, sagte Wolfsperger. »Auch der Breitensport braucht Konsistenz. Wenn man mangels Schnee nur alle zwei bis drei Jahre Langlauf machen kann, dann stirbt die Sportart aus.« In höheren Lagen seien Winter und Schneemenge für den Langlauf auf längere Sicht noch ausreichend. Bei der Abfahrt sei aber deutlich mehr Schnee für die Pisten nötig.

Wolfsperger zu Schnee-Depots

SLF über Snowfarming

© dpa-infocom, dpa:231024-99-677547/4