Der Nachfolger von Gänsweins langjährigem Chef, Joseph Ratzinger, Papst Franziskus, hatte den als erzkonservativ geltenden Gänswein nach dem Tod des emeritierten Papstes unlängst aus Rom nach Deutschland zurückgeschickt - und zwar ganz ohne Amt.
Gänswein übersiedelte zurück in sein Heimatbistum Freiburg. Dort lebt er derzeit im Priesterseminar und will aushelfen, wenn er gebraucht wird, wie er kürzlich bei einer Buchvorstellung sagte: »Ich bin jetzt hier, bin auf der Arbeitssuche, sozusagen.«
In seiner Predigt zum katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt sprach er nun in Schwaben über die Vorstellung vom Himmel, die leibliche Auferstehung, um die es im Katholizismus gehe. Auch wenn die Vorstellung von anderen belächelt werde, zeige sie doch eine zentrale katholische Hoffnung: völlig von Gott angenommen zu sein.
»Jeder Mensch sehnt sich nach Angenommen-Sein«, sagte Gänswein - vor allem in schwierigen Lebenssituationen. Er sprach von »vielen Türen, die uns vor der Nase zugeschlagen worden sind«, von »Verleumdung aus dem Hinterhalt« und auch von Einsamkeit.
Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart sagte, Gänswein sei »als Privatsekretär zweier Päpste weltberühmt geworden«. In Maria Vesperbild trete er vor allem aber als Erzbischof auf und damit als Nachfolger der Apostel. Der 67-Jährige habe in dem Ort, in dem er auch früher schon oft Urlaub gemacht hatte, »ein Stück Heimat gefunden«, wo er »wieder neu auftanken« dürfe, sagte Reichart.
Die Freiluftmesse zum Feiertag mit anschließender Lichterprozession gilt als Höhepunkt des Jahres in Maria Vesperbild und zieht pro Jahr in der Regel mehrere Tausend Pilger an.
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