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Erstmals Wolfsrudel im Südwesten nachgewiesen

In Deutschland gibt es Dutzende Wolfsrudel. Nun kommt Baden-Württemberg dazu. Die Präsenz von Wölfen weckt Befürchtungen - und die politische Debatte um sogenannte Problemwölfe setzt wieder ein.

Wölfin im Südschwarzwald
Eine Wölfin läuft auf einem Weg im Südschwarzwald. Foto: FVA Freiburg
Eine Wölfin läuft auf einem Weg im Südschwarzwald.
Foto: FVA Freiburg

Im Südwesten gibt es erstmals einen klaren Nachweis für ein Wolfsrudel. Ein Fotofallenbild von Anfang Juni zeige eine Wölfin im Südschwarzwald mit einem »erkennbaren Gesäuge«, teilte das Umweltministerium am Dienstag in Stuttgart mit.

Wie eine Sprecherin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg berichtete, sind Experten aufgrund der Aufnahme davon überzeugt, dass sich die Wölfe vermehrten. Das Bild der FVA zeigt die Wölfin auf einem Weg, aber keine Welpen. Mit »Gesäuge« werden üblicherweise die Milchdrüsen eines weiblichen Wildtiers beschrieben.

Der Wolf breitet sich seit seiner Rückkehr nach Deutschland auch in Baden-Württemberg aus, allerdings deutlich langsamer als in vielen anderen Bundesländern. Wölfe gelten als streng geschützte Art. Ein Abschuss ist verboten, außer sie verhalten sich gegenüber Menschen aggressiv. Laut Umweltministerium haben sich drei Wölfe im Schwarzwald niedergelassen.

Die Rudelbildung fordert nach den Worten von Agrarminister Peter Hauk (CDU) Weidetierhalter in der Region heraus. Ein Wolfsrudel sei »höchst problematisch« - es herrsche nun »Alarmstufe Dunkelrot«. Die Entwicklung hänge nun vom Umgang mit Problemwölfen ab, die demnach auch ausgewachsene Rinder angreifen. Herdenschutz allein reiche nicht mehr aus, erklärte Hauk. »Niemand will den Wolf mehr ausrotten. Die Wölfe, die mehrfach übergriffig werden, müssen entnommen und bejagt werden«, forderte er.

Fachleute hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass sich der Südwesten auf Nachwuchs bei Wölfen einstellen müsse. Es gab bereits Hinweise auf ein mögliches Wolfspaar im Raum Schluchsee im Südschwarzwald. Die aktuelle Aufnahme wurde nun in der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gemacht.

»Die im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen werden meist Ende April/Anfang Mai geboren und verlassen erst mit mehreren Wochen die Wurfhöhle«, berichtete das Umweltministerium. Im Alter von sechs bis sieben Monaten seien die Welpen dann fast so groß wie ausgewachsene Tiere.

Markus Rösler von der Grünen-Fraktion im Landtag teilte mit, Baden-Württemberg sei das zehnte Bundesland, in dem sich Wolfsrudel bildeten. Das Land sei gut darauf vorbereitet. Mit einem »qualifizierten Herdenschutz« könnten Weidetiere zwar nicht vollständig, aber weitgehend geschützt werden. Die AfD-Fraktion nannte laut einer Mitteilung die Schutzmaßnahmen der grün-schwarzen Landesregierung hingegen »lächerlich«. Weiter erklärte der Abgeordnete Udo Stein: »Der Wolf muss, um ihn begrenzen zu können, unbedingt ins Jagdrecht!«

Die Umweltverband Nabu begrüßte das Wolfsrudel - es sei das erste seit mehr als 150 Jahren im Südwesten. »Vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens ist der Nachweis des ersten Wolfsrudels im Land ein besonderer Tag für den Naturschutz«, hieß es in einer Mitteilung.

Laut Umweltministerium hat der Rüde des Paars im Südschwarzwald den Codenamen GW1129m. Die Fähe, also die Wölfin, heißt demnach GW2407f. Beide seien ausgewachsene Tiere.

Mitteilung Ministerium

NABU über Wölfe in Baden-Württemberg

Wolfszahlenstatistik des BfN

Umweltministerium über den Wolf

© dpa-infocom, dpa:230613-99-39765/4