Über fehlende Hoffnungsschimmer kann sich beim VfB Stuttgart niemand beklagen. Da wäre zum einen eine Erinnerung, aus der Sportdirektor Sven Mislintat frische Kraft im Abstiegskampf zieht. Zum anderen die Prophezeiung von Trainer Pellegrino Matarazzo, dass seine Mannschaft nach dem Ende der neun Spiele andauernden Sieglos-Serie »ins Rollen kommen« wird. Dazu müssten die Schwaben am Samstag beim 1. FC Union Berlin (15.30 Uhr/Sky) aber nachlegen.
Bis auf einen Punkt ist der Tabellenvorletzte an den Relegationsplatz herangerückt. Drei Punkte sind es noch auf Rang 15. Aber nicht nur diese Zahlen machen Mislintat Mut, sondern auch die eine oder andere Parallele zur Aufstiegssaison 2019/20. »Ein schönes Déjà-vu«, habe er gehabt. In der Hauptrolle findet sich damals wie heute Wataru Endo wieder.
Vor zwei Jahren drohte dem damaligen Zweitligisten im Aufstiegskampf gegen den Hamburger SV ein herber Rückschlag. 0:2 lag der VfB an jenem 28. Spieltag zurück. Dann traf Endo und leitete die Wende zum 3:2-Sieg ein. Am Ende stieg Stuttgart wieder auf.
Zwei Jahre später befindet sich Stuttgart im Abstiegskampf der Bundesliga. Am vergangenen Samstag lag der VfB wieder gegen einen direkten Konkurrenten 0:2 zurück. »Es war ein bisschen so«, dachte Mislintat zurück, »als wäre das Ziel ganz weit in die Ferne geraten.« Dank Endo scheint es jetzt aber wieder ganz nah, denn der Japaner eröffnete mit dem 1:2 erneut die Aufholjagd, die am Ende zum 3:2-Sieg über Borussia Mönchengladbach führte.
Nach mehr als 50 Pflichtspielen im Kalenderjahr 2021 konnte der müde Kapitän in dieser Saison bislang viel zu selten vorangehen. Inzwischen kommen Endo und andere Leistungsträger wie Sasa Kalajdzic oder Borna Sosa aber wieder ins Rollen. Sind sie aber auch die Wegbereiter für den Klassenverbleib?
Kalajdzic kann sich das gut vorstellen: »Der Glaube ist zurück. Wir haben gemerkt, es kann funktionieren.« Für den VfB spricht außerdem, dass der Club in Duellen mit vier direkten Konkurrenten noch alles in der eigenen Hand hat. Auch vor zwei Jahren sprach das Restprogramm für Stuttgart - eine weitere Parallele und nicht die letzte. Denn im ersten Spiel nach dem 3:2-Sieg gegen Hamburg traf der VfB 2020 auf Dynamo Dresden und gewann mit 2:0. Diesmal geht es nach dem Comeback-Sieg wieder gegen einen Ost-Club, an den Mislintat und die Stuttgarter jedoch weniger gute Erinnerungen haben. Bislang gab es bei Union Berlin an der Alten Försterei noch keinen Sieg zu bejubeln.
Das soll sich nun ändern. Art und Weise sind Mislintat egal. Nach dem spielerisch überzeugenden Auftritt gegen Gladbach findet er, dass »wir jetzt gerne dreckig bei Union gewinnen können«. Bestärkt wird er von den Erinnerungen und Parallelen an 2020. Sie sind mehr als nur kleine Mutmacher auf dem Weg zum anvisierten Ziel.
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