Zahlreiche Haushalte müssen ab April deutlich mehr für ihren Strom zahlen. Der Energieversorger EnBW mit seinen rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden hebt die Strompreise um 15,9 Prozent an. Ein Kostentreiber sei die Erhöhung der Netzentgelte für Haushaltsstrom, teilte der Karlsruher Konzern am Dienstag mit. »Gleichzeitig sind auch die staatlichen Abgaben, Umlagen und Steuern insgesamt gestiegen, die ebenfalls Teil des Strompreises für Haushalte sind.«
Die Strompreiserhöhung gelte für die Grund- und Ersatzversorgung, teilte EnBW mit. Für Wärmestrom-Kunden mit gemeinsamer Messung erhöhen sich demnach die Preise um 4,5 Prozent. »Mit der Preismaßnahme zum 1. April 2024 liegt der Preis beim Haushaltsstrom der EnBW in der Grund- und Ersatzversorgung zum aktuellen Zeitpunkt leicht über dem Durchschnittspreis im Markt«, schrieb der Versorger. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2900 Kilowattstunden bedeute dies Mehrkosten von monatlich rund 16 Euro.
Die Ampel-Koalition hatte im Dezember im Zuge des Haushalts-Urteils des Bundesverfassungsgerichts beschlossen, den Bundeszuschuss zum Netzentgelt von 5,5 Milliarden Euro 2024 zu streichen. Die vier großen Fernleitungsbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetW kündigten daraufhin an, die Netzentgelte zum Jahreswechsel von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattstunde mehr als zu verdoppeln. Die Netzentgelte werden üblicherweise auf die Strompreise umgelegt.
Preiserhöhung und Milliarden-Gewinne
»Die letzte Preisanpassung beim Haushaltsstrom in der Grund- und Ersatzversorgung stammt aus dem Oktober 2022«, erklärte Volker Bloch, bei der EnBW verantwortlich für den Bereich Vertrieb. »Insgesamt konnten wir die enormen Kostensteigerungen der letzten Zeit deutlich abfedern und faire Preise deutlich unter dem Marktdurchschnitt garantieren.« Auf die größten Kostentreiber habe das Unternehmen keinen Einfluss. »Fakt ist aber auch, dass die Kosten für die Beschaffung von Gas und Strom an den Börsen nach wie vor auf hohem Niveau liegen, verglichen mit den Preisen vor Beginn der Energiekrise.«
Prinzipiell laufen die Geschäfte beim drittgrößten Energieversorger Deutschlands gut: 2022 hatte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 3,29 Milliarden Euro betragen - ein Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der jüngsten Prognose zufolge erwartet der Konzern für 2023 einen Anstieg auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr soll Ende März vorgelegt werden.
Mit den Gewinnen will die EnBW Investitionen etwa in den Ausbau erneuerbarer Energien, die Netz- und Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge sowie klimafreundliche CO2-arme Erzeugung investieren. In diesem Jahrzehnt sollen 50 Milliarden Euro in Projekte der Energiewende gesteckt werden, mehr als 80 Prozent davon werden in Deutschland investiert. »Für das Gelingen der Energiewende und den Umbau des Energiesystems braucht es Investitionen«, sagte Bloch. Davon profitierten insbesondere die Kundinnen und Kunden.
EnBW-Chef Andreas Schell hatte vor kurzem Verständnis für Ärger über hohe Energiekosten gezeigt. »Es ist wichtig, dass wir die Menschen mitnehmen, ihnen wieder Zuversicht und Stabilität geben«, sagte er »Stuttgarter Zeitung« und »Stuttgarter Nachrichten«. Wichtig sei dabei, die Fakten klar und deutlich zu benennen: »Die Energiewende ist nötig, aber sie dauert lange, kostet viel und bringt erhebliche Veränderungen mit sich.«
Andere Anbieter, andere Preisentwicklungen
Doch längst nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher müssen mit derartigen Sprüngen beim Strompreis rechnen. Andere Stromanbieter hatten angekündigt, die Preise weniger stark anheben zu wollen. In einigen Fällen sollen sie sogar sinken.
Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae, hatte dies jüngst mit den zuletzt gesunkenen Beschaffungskosten erklärt. »Da die Beschaffungsstrategien der Energieversorger sehr unterschiedlich sind, können im Einzelfall günstigere Beschaffungskosten eventuell die gestiegenen Netzentgelte teilweise kompensieren.«
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