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EnBW-Chef: Ausbau der Erneuerbaren gewinnt an Fahrt

Baden-Württemberg kann seine Klimaschutzziele ohne einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien nicht erreichen. Eine Schlüsselrolle kommt hier der EnBW zu. Deren Chef hat klare Forderungen.

EnBW-Chef Andreas Schell
Andreas Schell, der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgungsunternehmens EnBW. Foto: Bernd Weißbrod/DPA
Andreas Schell, der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgungsunternehmens EnBW.
Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Mit Blick auf bürokratische Hürden bei der Energiewende sieht der Chef des Energiekonzerns EnBW deutliche Fortschritte. Doch es gebe weiter Handlungsbedarf, erläuterte Andreas Schell der Deutschen Presse-Agentur. So sollte etwa die Begrenzung für förderfähige Flächen für Solarprojekte abgeschafft werden. Sorgen bereite ihm auch, dass aktuell politische Weichenstellungen auf Bundesebene ausblieben.

»Wir sind uns mit der Landesregierung einig, dass es gerade für Süddeutschland Handlungsbedarf gibt«, erklärte der Vorstandsvorsitzende. »Wir brauchen dringend die Kraftwerksstrategie des Bundes. Ohne sie wird es erheblich schwieriger, den Fuel Switch von Kohle auf Gas und später Wasserstoff rechtzeitig zu bewältigen.«

Insgesamt zeigte sich Schell aber optimistisch: »2024 verspricht, ein gutes Jahr für die Energiewende in Baden-Württemberg zu werden.« Der Ausbau der Erneuerbaren werde weiter an Fahrt gewinnen. »Wir spüren, dass vielerorts der Ausbau der Erneuerbaren zur Priorität gemacht wurde«, so Schell. »Das Bewusstsein für die Chancen der Energiewende und die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Transformation der Netze hat sich bis in die untersten Behörden hinein erkennbar verbessert.« Die Landesregierung hatte eine Task Force zur Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren eingerichtet.

44 Genehmigungsbehörden im Land könnten Abläufe harmonisieren

Diese hat aus Schells Sicht wichtige Weichen gestellt. Das Land sei bei der Volldigitalisierung der Genehmigungsverfahren auf einem guten Weg, attestierte er. Bei der Standardisierung von Prozessen bestehe hingegen noch erheblicher Optimierungsbedarf bei den 44 Genehmigungsbehörden im Land. Weiter gelte es, dass für Flächen mit Potenzial in angemessener Zeit rechtssichere Pläne gemacht werden.

Baden-Württemberg will bis 2030 seine CO2-Emissionen um 65 Prozent reduzieren im Vergleich zu 1990. 2040 will das Land klimaneutral sein - fünf Jahre vor dem Bund. Verglichen mit 2020 müsste dafür die erzeugte Leistung aus Windenergie verachtfacht werden und die aus Sonnenenergie auf das Siebenfache steigen. Der EnBW als größtem Energieunternehmen des Landes kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Beim Thema Wind will der Konzern laut Schell den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen: »2024 und in den Folgejahren werden wir in Baden-Württemberg jährlich rund 150 Megawatt Leistung aus Windenergie hinzubauen. Das entspricht rund 30 Windenergieanlagen im Jahr«. Auch auf kommunaler Ebene stelle er eine zunehmende Aufgeschlossenheit für Erneuerbare-Energie-Projekte fest: »Die Gemeinden kommen inzwischen wieder auf uns zu und bieten uns ihre Gemeindeflächen für Windenergieprojekte an. Das war lange Zeit nicht mehr der Fall.« Die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Bundes wirkten.

»Weniger Komplexität, dafür mehr Geschwindigkeit und Klarheit«

Zudem werde demnächst eine ganze Reihe an Solarparks eröffnet, gebaut oder geplant: »Unsere Solarprojekt-Pipeline für Baden-Württemberg ist sehr gut gefüllt«, erläuterte Schell. »Und die Anlagen werden auch größer.« Im Februar soll der Bau eines Photovoltaik (PV)-Parks in Langenenslingen (Landkreis Biberach) beginnen. »Der wird eine installierte Leistung von 80 Megawatt haben.« Standardmäßig würden - sofern möglich - Batteriespeicher eingeplant, um den erzeugten Strom vor Ort zu bunkern. »Baden-Württembergs Solaroffensive hat geholfen, das Bewusstsein für die Vorteile von PV ganz konkret aufzuzeigen.«

Die Bauleitplanung für Solarprojekte findet bei der EnBW guten Anklang und soll beibehalten werden. Dennoch gebe es auch da Punkte wie die Alternativflächenprüfung, die Genehmigungsverfahren verkompliziere und in die Länge ziehe, so Schell: »Wir brauchen weniger Komplexität, dafür mehr Geschwindigkeit und Klarheit.« Damit Flächen für die Solarenergieerzeugung leichter nutzbar gemacht werden können, solle die Regelung zur Erbschaftsteuer angepasst werden. Auch die Verabschiedung des Solarpakets des Bundes sei wichtig.

Die Bundesregierung will mit dem Solarpaket bürokratische Hürden abbauen. Damit soll zum Beispiel der Betrieb von Balkonkraftwerken einfacher werden. Auch die Möglichkeiten für Solaranlagen auf Äckern und Feldern sollen erweitert werden. Doch in der Ampel-Koalition gibt es noch Beratungsbedarf. Daher hatte der Bundestag am vorletzten Freitag vor Weihnachten Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aufgeteilt und zunächst nur Maßnahmen vor allem zur Windenergie beschlossen, etwa zur Nachtkennzeichnung für Windkraftanlagen.

Die EnBW hat sich seit Jahren dem Ausbau erneuerbarer Energien verschrieben und im März angekündigt, den Kohleausstieg auf 2028 vorziehen zu wollen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug im vergangenen Jahr 3,29 Milliarden Euro (plus 11 Prozent). Und die Bilanz für das auslaufende Jahr soll noch besser aussehen: Der jüngsten Prognose zufolge erwartet der Konzern mit rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden ein bereinigtes Ebitda in Höhe von bis zu 6,5 Milliarden Euro.

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