Stuttgart (dpa/lsw) - Sein erfolgreiches Debüt als Cheftrainer vor über 50 000 Zuschauern beschrieb Pellegrino Matarazzo mit ruhiger Stimme. »Sehr, sehr schön« sei sein erfolgreicher 3:0-Einstand beim VfB Stuttgart gegen den 1. FC Heidenheim gewesen. »Es war emotional und intensiv«, sagte der US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln am Mittwochabend. Viel mehr sagte der 42-Jährige nicht über die Gefühle bei seinem Start als Cheftrainer der Schwaben, die durch den verdienten Sieg im ersten Spiel nach der Winterpause vorerst auf den zweiten Platz der 2. Fußball-Bundesliga vorrückten.
»Ich glaube, wir haben ein ordentliches Spiel gesehen von unserer Mannschaft«, kommentierte der ruhige Matarazzo. »Das war eine geschlossene Leistung, ein geschlossener Kreis war zu spüren auf dem Platz.« Kapitän Marc-Oliver Kempf (32. Minute), Nicolas Gonzalez (75.) und Mario Gomez (86.) hatten vor 52 585 Zuschauern in der Stuttgarter Arena für den verdienten Erfolg gesorgt. Die Heidenheimer bleiben dennoch Vierter, haben aber nun vier Punkte Rückstand auf die Stuttgarter.
»Man kann gegen den VfB verlieren, das ist kein Beinbruch, aber mir geht es immer auch um die Art und Weise«, sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt. »Von unserem Spiel, was uns auszeichnet, haben wir heute zu wenig gebracht.« Der VfB dagegen habe das Spiel früh kontrolliert.
Das war die vielleicht wichtigste Erkenntnis des Abends. Anders als unter Matarazzos Vorgänger Tim Walter spielten die Schwaben mit einer Grundordnung, in welcher die VfB-Profis konsequent ihre Positionen hielten. Wild und teils spektakulär ging es nicht mehr zu, dafür stand der Aufstiegsfavorit unter dem 42-Jährigen in der Defensive deutlich sicherer.
Die Heidenheimer kamen nur zu wenigen Chancen, und wenn sie mal eine hatten, wehrte VfB-Keeper Gregor Kobel sie meist sicher ab. Matarazzo hatte sich auf den Schweizer als Nummer eins festgelegt, Gomez beließ er dagegen bis kurz vor Schluss auf der Bank. Unmittelbar nach seiner Hereinnahme sorgte der Ex-Nationalstürmer auf Vorlage von Philipp Förster aber direkt für den Endstand. Die interessanteste Umstellung aber hatte Matarazzo in der Viererkette vorgenommen, wo Atakan Karazor innen und Kapitän Kempf auf der linken Außenbahn verteidigte.
Genau wie Pascal Stenzel auf der anderen Seite schaltete sich auch Kempf regelmäßig ins Offensivspiel ein - und das zahlte sich aus. Nach einer Flanke von Daniel Didavi scheiterte er zunächst per Kopfball an FCH-Torhüter Kevin Müller, verwertete dann aber den Abpraller zur verdienten Führung. Der Druck des VfB war schon davor immer größer geworden, Hamadi Al Ghaddioui (25.) und Orel Mangala (30.) vergaben aber jeweils knapp. Gonzalez machte es später per Kopf besser, als er eine schöne Flanke von Borna Sosa zum 2:0 nutzte.
Die Heidenheimer, die 2016 überraschend mit 2:1 in Stuttgart gewonnen hatten, traten kaum in Erscheinung. Die Mannschaft von Trainer Schmidt stand zunächst tief, auch die eigenen Konter blieben harmlos. Innerhalb weniger Wochen scheint es Matarazzo gelungen zu sein, dem Aufstiegsfavoriten zu mehr Stabilität zu verhelfen. Anders als Walter war der 42-Jährige auch nicht permanent in seiner Coaching Zone unterwegs, sondern nahm immer mal wieder auch auf der Bank Platz.