STUTTGART. Immer mehr baden-württembergische Städte zeigen Interesse daran, das sogenannte Tübinger Modell im Corona-Lockdown zu übernehmen. Calw hat sich ebenso offiziell als Corona-Modellregion beim Land beworben wie Neckarsulm, Singen, Böblingen und andere. Die Kommunen berufen sich auf einen Beschluss der Bund-Länder-Konferenz, nach dem die Länder im Rahmen von Modellprojekten einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens unter strengen Voraussetzungen öffnen können. In Bayern hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Modellkommunen bereits zur Chefsache erklärt und den Start dieser Projekte in acht Kommunen vom 12. April an erklärt.
In Tübingen läuft seit etwa eineinhalb Wochen und bis zum 4. April ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen. In einer ersten Zwischenbilanz zeigte sich Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) trotz Unregelmäßigkeiten bei der Testauswertung zufrieden.
»Es gibt ein enormes Interesse bei unseren Mitgliedskommunen, analog zu Tübingen, ein sicheres Öffnen auf Grundlage von Testkonzepten umzusetzen«, sagte der Präsident des Gemeindetags, Steffen Jäger, der dpa. »Allein in den letzten drei Tagen hat sich eine dreistellige Zahl an Städten und Gemeinden bei mir gemeldet, die solche Modelle umsetzen wollen.« Die Idee, nur einzelne Modellkommunen auszuwählen, ist aus seiner Sicht kaum mehr vermittelbar. Die aktuellen Zahlen aus Tübingen zeigten, dass durch intensives Testen die Inzidenz tatsächlich eingedämmt werden könne. »Wir halten deshalb weiterhin an unserer Forderung fest, das Modell zeitnah landesweit zu ermöglichen«, sagte Jäger am Donnerstag in Stuttgart.