ELLWANGEN. In einem aufsehenerregenden Mordprozess sitzen von heute an drei Mitglieder einer Familie auf der Anklagebank des Landgerichts Ellwangen. Die Staatsanwaltschaft wirft einem heute 55-jährigen Vater und seinen heute 33 Jahre und 31 Jahre alten Söhnen insgesamt drei brutal ausgeführte Morde vor. Der Vater ist in allen drei Fällen, der ältere Sohn in zwei und der jüngere Sohn in einem Fall wegen Mordes angeklagt.
Die Opfer sollen 2008, 2014 und 2019 in Sontheim an der Brenz jeweils erwürgt oder erdrosselt worden sein. Zwei Leichen wurden nach Erkenntnissen der Ermittler zerteilt und verscharrt. Wie die Leiche des ersten Opfers »entsorgt« wurde, blieb bis zum Prozessbeginn weitgehend unklar.
Teile der Anklage stützen sich auf Angaben der Beschuldigten. Sie hätten einige Vorwürfe im Zuge der Ermittlungen eingeräumt, sagte Landgerichtssprecher Jochen Fleischer. Die Angeklagten sind italienische Staatsbürger und gehören zu einer aus Sizilien stammenden Familie, die in Sontheim lebt.
Die Opfer waren der Schwiegersohn des 55-Jährigen, ein Lebensgefährte von dessen Tochter und ein Garagenbesitzer. Seinen Schwiegersohn soll der Beschuldigte im Februar 2008 getötet haben, weil er »gegen die Beziehung seiner Tochter zu dem türkischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens« gewesen sei, wie die Staatsanwaltschaft erklärte.
Im Oktober 2014 sollen der Vater und seine beiden Söhne den Lebensgefährten der Tochter getötet haben, weil er die Frau misshandelt habe. Die Leiche sollen die Beschuldigten zerlegt und die sterblichen Überreste an verschiedenen Orten ihrer sizilianischen Heimat versteckt haben.
Gemeinsam mit dem älteren der beiden Söhne soll der Vater zudem im Mai 2019 den 59-jährigen Besitzer der von ihm angemieteten Garage aus Habgier getötet haben. Mit EC-Karten des Opfers hätten sie mehr als 15 000 Euro von dessen Konten abgehoben. Zudem sei der Mann gezwungen worden, gefälschte Verträge über Geldzahlungen in Höhe von 130 000 Euro zu unterschreiben. Damit hätten die Beschuldigten später gegenüber den Erben des Opfers Vorauszahlungen für ein Grundstück »beweisen« wollen.
Das Landgericht hat insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt. Mit den Urteilen wird kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, gerechnet. (dpa)