STUTTGART. Eigentlich sollte Baden-Württemberg ein Pilotstandort für die Einführung von elektronischen Arztrezepten für Smartphones sein. Doch das vor einem Jahr gestartete Pilotprojekt dazu liegt auf Eis, wie der Geschäftsführer der Landesapothekerkammer, Karsten Diers, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Grund dafür sei, dass das abwickelnde IT-Unternehmen abgesprungen sei. »Wir bedauern das sehr.«
Rund 50 E-Rezepte seien von November bis zum Ende des Pilotprojekts im April ausgestellt worden, sagte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Die Zahl sei nicht so hoch. »Aber eines konnten wir dennoch damit zeigen: Der Prozess funktioniert!«
Patienten aus dem Raum Stuttgart und Tuttlingen konnten als erste bundesweit Medikamente mit sogenannten E-Rezepten bekommen. Das Programm dazu trug den Namen »Gerda« (Geschützter e-Rezept-Dienst der Apotheken). Die Rezepte gab es nur bei zehn teilnehmenden Apotheken und nur für jene, die sich telemedizinisch behandeln ließen.
Die Patienten mussten dafür weder in die Praxis noch in eine Apotheke. Sie konnten sich die verschriebenen Medikamente per App liefern lassen. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hatte die Einführung in Baden-Württemberg als historische Stunde bezeichnet. Das Land hatte das Projekt mit einer Million Euro gefördert.
Die Apothekerkammer sieht einen Teilerfolg. Zumindest sei gezeigt worden, dass dies ein gangbarer Weg sei, sagte Diers. Wie es mit »Gerda« in Baden-Württemberg weitergehe, sei noch ungewiss. Bisher sei noch kein neuer IT-Partner gefunden worden, der das Projekt umsetzen könne. Das Telemedizin-Unternehmen Gematik arbeitet an einem bundesweiten E-Rezept, das Mitte 2021 eingeführt werden soll.
Das E-Rezept-Projekt in Baden-Württemberg war an das Telemedizinangebot »docdirekt« der Kassenärztlichen Vereinigung gebunden. Die Beratung per Telefon oder Videochat für Kassenpatienten im Südwesten wird seit gut zwei Jahren angeboten und wird nun mit einem anderen Technik-Partner weitergeführt. (dpa)