STUTTGART. Die Kritik war deutlich – von unserer Redaktion und aus der Leserschaft. Eine durchweg gepflegte Parkanlage suche man in Stuttgart vergebens, schrieb ein Leser. Viele zentrale Anlagen, wie der Stadtgarten, der Akademiegarten, der Leibfriedsche Garten oder der Weißenburgpark befänden sich »in verschiedenen Stadien der Verwahrlosung«. Ein anderer Leser kritisierte: »Stuttgart verblüht so langsam.«
Volker Schirner, Leiter des städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamts, will das so nicht stehen lassen. »Wenn es in den Parks nicht schön aussieht, schmerzt das niemanden mehr als mich«, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Tatsächlich sehe es aktuell in einigen Anlagen nicht gut aus. Dafür gebe es jedoch Gründe – vor allem das Wetter und die Pandemie. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen nach dem Prinzip ›sicher – sauber – schön‹ vor. »Und zwar in dieser Reihenfolge«, sagt Schirner. Nach dem Unwetter im Juni hätten sie in der Stadt mehr als 1 000 gebrochene Baumkronen einsammeln und entsorgen müssen.
Personelle Verstärkung
Außerdem sei man intensiv mit Saubermachen beschäftigt: »Im zweiten Pandemiejahr ist eine unmäßige Vermüllung der Grünanlagen festzustellen«, erklärt der Amtschef. Noch dazu sei die Vegetation in diesem Jahr witterungsbedingt förmlich explodiert. Man komme mit Schneiden kaum noch hinterher. Trotzdem gelinge es, viele der Anlagen und die für Stuttgart typischen Aussichtspunkte in Schuss zu bringen. »Unsere Gärtnerinnen und Gärtner engagieren sich sehr«, sagt Schirner. »Die Kritik tut ihnen deshalb auch weh.«
Sicher und sauber sind die Anlagen nach den Worten des Amtschefs. Für schön reichten die Kapazitäten allerdings noch nicht überall aus. Schirner ist zuversichtlich, dass sich die Situation bald bessern wird. Im letzten Doppelhaushalt ist das Garten-, Friedhofs- und Forstamt um fast 60 Stellen auf 555 Mitarbeiter aufgestockt worden. Davon sind rund 250 für die Planung und Pflege der städtischen Grünanlagen zuständig. »Wir sind personell und finanziell jetzt viel besser aufgestellt als in der Vergangenheit«, betont der gelernte Landschaftsarchitekt. Andere Städte beneideten Stuttgart darum. Zwar sei es auch im Garten-, Friedhofs- und Forstamt schwierig, Bewerber zu finden. Nach und nach würden die offenen Stellen jetzt aber besetzt.
Für den Weißenburgpark heißt das nach den Worten Schirners: ein dafür zuständiger Mitarbeiter ist gefunden. An einem neuen Wegenetz wird gearbeitet. Auch der dortige Spielplatz soll saniert werden. »Nächstes Jahr geht’s los«, sagt Schirner. Anschließend werde der Park deutlich gepflegter aussehen und wieder zu einem Anziehungspunkt für Familien werden. Auch für den Stadtgarten bei der Universität, einst eine Perle Stuttgarts, sowie für die Karlshöhe und die Parkanlage der Villa Berg verspricht Schirner vom kommenden Jahr an Verbesserungen. Allerdings stünden noch wichtige Gemeinderatsbeschlüsse aus.
Das Ganze folgt demnach einem Plan. Vor zwei Jahren hatte Technikbürgermeister Dirk Thürnau ein »Programm zur Entwicklung der Stuttgarter Parklandschaften« vorgelegt. Darin heißt es: »Wurden zuletzt verstärkt im kleinteiligen Grünbereich Sanierungs- und Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt, so beabsichtigt das Amt nun mehr im größeren Maßstab den städtischen Parklandschaften Aufmerksamkeit zu schenken.« Außer dem Weißenburgpark, der Karlshöhe, dem Stadtgarten und der Parkanlage Villa Berg werden die Uhlandshöhe, die Parkanlage der Internationalen Gartenausstellung von 1993 und der Kurpark in Bad Cannstatt genannt. In diesen Anlagen, stellte die Verwaltung 2019 bereits fest, gebe es teils einen »erheblichen Sanierungsstau«. Bis 2029 soll dieser Stau aufgelöst sein. Schirner hofft, dass sich bis dann auch die Kritik am Zustand und der Pflege der städtischen Anlagen gelegt haben wird.Bahnhofsturm. (GEA)