TÜBINGEN: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) könnte vor der Wahl zum Rathauschef parteiinterne Konkurrenz bekommen. Wenige Tage nach der Entscheidung der Tübinger Grünen, den nächsten Kandidaten zur OB-Wahl in einer Urwahl zu bestimmen, hat Ulrike Baumgärtner ihren Hut in den Ring geworfen.
Die derzeitige Ortsvorsteherin im Tübinger Stadtteil Weilheim kündigte am Samstag an, sich um den Spitzenposten im Rathaus bewerben zu wollen. »Ich kenne aus eigener Tätigkeit die Abläufe in Verwaltungen und habe Erfahrung im Führen und Zusammenführen von Menschen«, sagte die 42-Jährige. Palmer selbst hat sich noch nicht dazu geäußert, ob er bei der OB-Wahl im Herbst 2022 noch einmal antritt nach zwei Amtszeiten.
In ihrem Bewerbungsschreiben wirbt Baumgärtner für ein »möglichst parteiübergreifendes Bündnis«, mit dem sie »ein neues Kapitel sozial-ökologischer Kommunalpolitik in Tübingen« aufschlagen will. Ohne den Amtsinhaber namentlich zu erwähnen, schließt die frühere Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat ihr Schreiben ab mit den Worten »Ich bin davon überzeugt. Politik geht auch anders«.
Die Grünen hatten vor wenigen Tagen beschlossen, den künftigen Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl per Urwahl zu bestimmen. Im April sollen die Mitglieder des Stadtverbands darüber entscheiden, wer für die Partei in der Universitätsstadt antreten wird. Eine Nominierungsveranstaltung wie bei den beiden vergangenen Wahlen, als Boris Palmer der einzige Kandidat war, wird es somit nicht geben. Bis zum 28. Februar dauert die Bewerbungsphase, im März sollen sich die Kandidaten auf einem Podium vorstellen.
Wegen zahlreicher provokanter Äußerungen liegen die Grünen seit langem mit Amtsinhaber Palmer im Clinch. Auch die Grünen in Tübingen sind gespalten. Ein Parteitag der Grünen in Baden-Württemberg hatte Anfang Mai beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren gegen Palmer anzustrengen. Anlass für diesen Beschluss war ein Facebook-Beitrag Palmers über den früheren deutschen Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, in dem der Oberbürgermeister das sogenannte N-Wort benutzt. Mit diesem Begriff wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Der OB beteuerte dagegen, seine Äußerung sei ironisch gemeint gewesen. (dpa)