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Aktuell Erdbeben

Der Erdbebendienst des Landes ist sicher: Erdstöße in der Region nehmen zu

Unterhalb von Albstadt liegt der vergrabene Ursprung für das häufige Wackeln der Erde im Zollernalbkreis.

Foto: nicht angegeben
Foto: nicht angegeben

ALBSTADT. Wackelige Knie sind im Zollernalbkreis nicht nur als Anzeichen unsterblicher Verliebtheit auf der Schwäbische Alb bekannt, sondern vor allem durch die häufige Erschütterung der Erde.

Erdbeben mittlerer Stärke sind nichts Sonderliches auf der Schwäbischen Alb. »Momentan häufen sich die Erdbeben im Zollernalbkreis«, erklärt Dr. Stefan Stange vom Landeserdbebendienst Baden-Württemberg: »Es gibt immer Phasen, da sind es mal mehr und mal weniger.« Denn Baden-Württemberg ist das seismisch aktivste Bundesland. Die tektonischen Regionen des Bundeslandes, in denen es öfter bebt, sind eingeteilt in den Odenwald, das nördliche und südliche Schichtstufenland, den Oberrheingraben, den Südschwarzwald und das oberschwäbischen Molassebecken. Am stärksten betroffenen sind die Gebiete auf der Schwäbischen Alb und in der Gegend von Lörrach.

Seit einem mittleren Erdbeben Ende Mai zwischen Onstmettingen und Jungingen mit Stärke 2,9 auf der Richterskala bebt es nun spürbar öfters im Zollernalbkreis. Ein Erdbeben dieser Stärke ist bereits spürbar, verursacht jedoch selten Schäden. Die meisten Erdbeben in der Region liegen auf der Richterskala zwischen 2,0 bis 3,0 oder sogar darunter. Damit werden die häufigsten als Mikroerdbeben eingestuft, die zwar messbar, jedoch kaum spürbar sind.

Scherzone Albstadt

Albstadt liegt oberhalb einer sogenannten Scherzone. »Warum Albstadt in einer Scherzone ist, weiß man nicht«, meint Stange. In einer Scherzone wollen zwei tektonische Einheiten aneinander vorbei. Im Falle der Albstadt-Scherzone sind es die afrikanische und die europäische Erdplatte. Öfter wird die Bewegung des Hohenzollerngraben als Ursprung starker Beben in der Region genannt. Stange betont: »Der Hohenzollerngraben ist zu flach, um maßgeblich an Erdbeben beteiligt zu sein, er quert die Scherzone in Albstadt lediglich.«

Deutschland ist im weltweiten Vergleich relativ ungefährdet in Bezug auf schwere Erdbeben. Anders als Italien. Hier kollidieren die beide Erdplatten. Ergebnis der Kollisionszone sind die Alpen. Ein Glück für den Zollernalbkreis, denn hier fährt man im »Windschatten der Alpen«, so Stange. Nur noch ein Bruchteil der Spannung, die sich bei einer solchen Kollision aufbaut, kommt an der Scherzone an.

Starke Spannung im Gestein entsteht durch die unterschiedliche Geschwindigkeit der Erdplatten. Sie gleiten unterhalb der Schwäbischen Alb jedoch nicht einfach aneinander vorbei, sondern verhaken sich ineinander. »Man kann sich das vorstellen wie ein Gummiband«, erklärt Stange das Entstehen eines Erdbebens: »Die Spannung wächst an und das Band wird immer länger gezogen. Irgendwann reißt es.« Der Riss versinnbildlicht den schlagartigen Bruch im Gestein. Innerhalb von Sekunden bricht das Gestein und setzt somit Energie frei. Diese Energie wird in Form von sich fortsetzenden Erdbebenwellen abgegeben. Solche Wellen können immense Schäden anrichten und fühlen sich für uns an, als würde die Erde unter uns beben.

Kein zweites Pompeji

Während in Italien Erdbeben, ausgelöst durch vulkanische Beben, durchaus ganze Städte zerstören können, gibt es laut Stange keinen rezenten, also vor Kurzem aktiven, Vulkanismus im Zollernalbkreis. Starke Schäden in der Region Schwäbische Alb riefen jedoch Beben wie das im Jahre 1978 in Albstadt hervor. Das Beben fand damals in einer Tiefe von 6,5 km statt. »Ausschließen können wir nicht, dass ein solches Beben wieder auftritt«, beichtet Stange. Obwohl die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, gibt es keine Möglichkeit, die Schwere eines Erdbebens vorauszusagen. »Wir können nur feststellen, dass Erdbeben allgemein an einem Ort häufiger auftreten – über Zeit und Stärke können wir keine Aussage treffen.« Der Grund dafür ist, dass die Scherzone in Albstadt tief vergraben ist. Die Erdbeben finden in kilometern Tiefe statt und sind oberflächlich nicht zu sehen, oder zu messen. Als einziges Mittel gilt Prävention. Von Tübingen bis Sigmaringen gelten deshalb die höchsten Anforderungen an Bauvorschriften.

Messinstrumente können zwar die Stärke eines Bebens bestimmen, spiegeln jedoch nicht die Auswirkung wieder. Deshalb fordert Stange auf die persönliche Wahrnehmung eines Erdbebens auf der Homepage des Landeserdbebendiensts einzutragen. »Wir sind auf die Rückmeldung angewiesen und es braucht auch nur ein paar Klicks«, ermuntert er. (GEA)