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Debatte um Motorradlärm: Ist es leiser geworden?

Reizvolle Landschaften wie die Schwäbische Alb und der Schwarzwald sind Hotspots für Motorradfahrer. Aber wenn ein Biker mal so richtig aufdreht, kann es ohrenbetäubend laut werden. Zu laut, sagt der Lärmbeauftragte. Aber eine betroffene Bürgermeisterin macht Hoffnung.

Motorräder
Mit dem Beginn der Schönwetterperiode sind wieder mehr Motorräder auf den Straßen der Region unterwegs. Foto: Jörg Carstensen
Mit dem Beginn der Schönwetterperiode sind wieder mehr Motorräder auf den Straßen der Region unterwegs.
Foto: Jörg Carstensen

Sasbachwalden/Stuttgart (dpa/lsw) - Im langen Streit um den Lärm durch Motorräder vor allem auf der Alb und im Schwarzwald sieht die Bürgermeisterin von Sasbachwalden (Ortenaukreis), Sonja Schuchter, erste Zeichen einer Entspannung. »Die Menschen hier merken, dass die Motorradfahrer sensibler geworden sind«, sagte die parteilose Kommunalpolitikerin, die die »Initiative Motorradlärm« gegründet hat. Es habe viele Gespräche gegeben mit einzelnen Fahrern und auch mit Clubs. »Und es ist das gemeinsame Verständnis da, dass sich etwas ändern muss. Nicht über Verbote, sondern auf dem Weg der Überzeugung, durch Kontrollen und durch eine verbesserte Produktion.«

Die meisten politischen Parteien hätten das Problem erkannt, scheuten aber ebenso wie sie selbst Verbote, sagte Schuchter am Montag der dpa. »Wichtig ist aber zumindest eine gesetzliche Grundlage. Es wäre dann an den Kommunen und Kreisen, zu entscheiden, was sie daraus machen.«

In der »Initiative Motorradlärm« haben sich mittlerweile mehr als 150 Mitglieder zusammengeschlossen, darunter vor allem baden-württembergische Städte, Gemeinden und Landkreise. Ihr Forderungskatalog umfasst geänderte Zulassungsregelungen für Motorräder und drastischere Strafen für Manipulationen an Motoren sowie stärkere Kontrollen besonders auf den kurvenreichen Strecken zum Beispiel im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb.

Höhere Bußgelder fordern auch Landesverkehrsminister Winfried Hermann und der Lärmschutzbeauftragte Thomas Marwein (beide Grüne), der sich sogar eine Verzehnfachung der derzeitigen Summe vorstellen kann. Durch eine Messung an mehreren Strecken sieht sich Marwein in seiner Argumentation gestärkt. Das Land hatte die Lautstärke vorbeifahrender Fahrzeuge erfasst und die Daten ausgewertet. Das Resultat: »Die meisten Motorräder sind so laut wie eine Motorsäge oder ein Presslufthammer«, sagt der Lärmschutzbeauftragte.

Nach den Angaben des Ministeriums war an der Bundesstraße 39 bei Löwenstein (Landkreis Heilbronn) im Zeitraum der Messung etwa jedes zweite Motorrad mit 87 Dezibel oder lauter unterwegs, bei den Autos sei eines von acht in dieser Kategorie dabei gewesen. Jedes dritte Zweirad war demnach sogar lauter als 90 Dezibel, bei den Pkw war es eines von 30 Fahrzeugen. Insgesamt seien am Tag der Messung 1597 Autos und 368 Motorräder erfasst worden.

Ein Unterschied von zehn Dezibel hat laut Ministerium zur Folge, dass das menschliche Ohr die Lautstärke als doppelt so laut wahrnimmt. »Motorräder müssen leiser werden, ganz gleich, in welcher Art sie gefahren werden«, forderte Marwein. Die EU müsse die Zulassungsvorschriften für Motorräder ändern.

Als Lärm-Hotspots in Baden-Württemberg gelten vor allem landschaftlich reizvolle und kurvige Strecken wie auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und Odenwald sowie die Löwensteiner Berge und die Bergstraße. (dpa)