Stuttgart (dpa/lsw) - Wie aus einer Stellungnahme des Innenministeriums auf einen Antrag der FDP hervorgeht sind dem Landeskriminalamt seit 2012 acht Fälle von Wirtschaftsspionage bekannt. Bei mindestens sechs dieser Sachverhalte könne eine chinesische Beteiligung nicht ausgeschlossen werden, hieß es weiter. Die Zahlen wirken zwar niedrig. Im Bereich der Wirtschaftsspionage sei aber das Dunkelfeld erfahrungsgemäß sehr hoch. »Sicherheitsvorfälle im IT-Umfeld werden von Unternehmen, beispielsweise aus Angst vor einem Reputationsverlust, häufig nicht angezeigt.«
Dabei haben es die ausländischen Kräfte offensichtlich nicht nur auf Mittelständler abgesehen. Im Jahr 2013 lief den Angaben zufolge ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannte, die einen Cyberangriff auf einen Stuttgarter Fahrzeughersteller gestartet hatten. In sechs Fällen liefen die Ermittlungen noch. In vier habe der Generalbundesanwalt Prüfverfahren eingeleitet.
Die größte Schwachstelle bilde nach wie vor der »Faktor Mensch«. Dazu gehören eingeschleuste Mitarbeiter ebenso wie Besucher, die sich beispielsweise Produktionsstätten vorführen lassen. Auch die gezielte Ansprache von Menschen in Unternehmen oder das sogenannte »social engineering«, bei dem E-Mails oder Nachrichten in sozialen Netzwerken so gestaltet werden, dass Interesse geweckt und über den direkten Kontakt Spähsoftware eingeschleust werden kann, spielten eine Rolle. So würden auch Profile in sozialen Netzwerken erstellt, um Kontakt zu westlichen Pendants zu knüpfen.
Zuletzt hatte ein Bericht über angebliche Spionage-Chips aus China in Servern für Apple und Amazon Politik und Wirtschaft auch in Deutschland aufgeschreckt. Die FDP forderte von der Bundesregierung Aufklärung über mögliche Auswirkungen hierzulande. Der Digitalverband Bitkom zeigte sich alarmiert. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte, es nehme den Bericht sehr ernst.