Logo
Aktuell Land

Bosch setzt auf Wachstum bei Klimaschutz und Digitalisierung

Trotz Dauerkrise ist der Autozulieferer Bosch 2022 gewachsen. Viele Arbeitsplätze hängen aber noch am Verbrenner. Nun will der Konzern Zukunftsthemen wie Klimaschutz und Digitalisierung noch stärker bespielen - und etwa das Geschäft mit Auto-Software ausbauen.

Industrie im Südwesten
Fahnen mit dem Bosch-Logo wehen. Foto: Sebastian Gollnow
Fahnen mit dem Bosch-Logo wehen.
Foto: Sebastian Gollnow

Software für E-Autos, Halbleiter, Wärmepumpen: Der Technologiekonzern Bosch will künftig stärker vom Klimaschutz und der Digitalisierung profitieren. Bosch stehe mit seiner Technik geradezu im Zentrum mehrerer Megatrends, sagte Konzernchef Stefan Hartung am Donnerstag im schwäbischen Renningen. Der Kampf gegen den Klimawandel sei ein weltweites Wachstumsprogramm für neuartige Technologien: »Wir erleben ein Feuerwerk an Innovationen, die in den Markt drängen, von neuen Halbleitern und Sensoren bis hin zur künstlichen Intelligenz«.

Die Transformation sieht Hartung als Chance an - die das Unternehmen in den kommenden Jahren nutzen will. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Automobil-Software. Das Marktvolumen in diesem Bereich werde 2030 voraussichtlich 200 Milliarden Euro erreichen, so Hartung. Getrieben werde diese Entwicklung vom Trend zu software-definierten Fahrzeugen - also Autos, die über mehr elektrische Steuereinheiten und Sensoren verfügen und somit durch Software gesteuert werden.

Hartung sieht Bosch in diesem Markt gut aufgestellt - und rechnet damit, dass er eine Stütze für künftiges Wachstum sein wird. Eine Schlüsselkompetenz sei, dass man Software und Hardware unter einem Dach produziere. Durch einen organisatorischen Umbau der Zuliefersparte soll dies noch verstärkt werden, sagte Hartung. Mehr als die Hälfte der rund 85 500 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung waren Ende 2022 Software-Entwickler. Insgesamt hatte das Unternehmen 421 338 Mitarbeiter - 18 724 mehr als ein Jahr zuvor.

Zahlreiche dieser Arbeitsplätze hängen aber noch vom Geschäft mit dem Verbrenner ab. Für sie ist die Wende zur E-Mobilität mit Bedenken verbunden. Erst im Februar hatte es wegen eines geplanten Werks in Tschechien an mehreren deutschen Standorten Betriebsversammlungen gegeben. Diese Sorgen sehe man, sagte Hartung. Deshalb wolle man in allen Märkten wachsen - auch in Deutschland. Zudem gebe es aktuell Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zu diesem Thema.

Weiteres Wachstumspotenzial sah Bosch auch in anderen Bereichen. Zum einen will der Konzern von der Wärmewende profitieren - und steckt daher - wie bereits bekannt - bis 2030 mehr als eine Milliarde Euro in die Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen. Außerdem soll das Geschäft mit Halbleitern ausgeweitet werden. Dafür plant Bosch, Teile des US-Chiphersteller TSI Semiconductors zu übernehmen.

Bei der Bilanzvorlage am Donnerstag bestätigte Bosch weitgehend die bereits bekannten Zahlen für das Geschäftsjahr 2022. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf 88,2 Milliarden Euro und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs auf 3,8 Milliarden Euro (2021: 3,2 Mrd). Die Zahlen lagen etwa wegen Wechselkurseffekten und höheren Preisen über den Erwartungen des Konzerns.

Trotz der Zuwächse im laufenden Geschäft sank der Jahresüberschuss aber deutlich. Unterm Strich blieben rund 1,8 Milliarden Euro, nach 2,5 Milliarden Euro 2021, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die Gründe waren unter anderem ein deutlich negatives Finanzergebnis wegen höherer Zinsen und schlechter bewerteter Investments sowie eine höhere Steuerbelastung. Wegen zahlreichen Zukunftsthemen investierte Bosch im vergangenen Jahr zudem mehr in Forschung und Entwicklung.

Unzufrieden war das Unternehmen mit der Profitabilität. Der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz war mit 4,3 Prozent zwar leicht höher als im Vorjahr - lag aber erneut unter dem langfristigen Renditeziel von mindestens 7 Prozent. Im laufenden Jahr peilt Bosch einen Umsatzzuwachs zwischen 6 und 9 Prozent sowie eine operative Marge von 5 Prozent an. Finanzchef Markus Forschner bezeichnete das als ehrgeiziges Projekt - unter anderem wegen der sich abkühlenden Weltwirtschaft, des hohen Kostendrucks durch die Rohstoff- und Energiepreise und den Folgen der Inflation.

Bosch-Geschäftsbericht 2022

© dpa-infocom, dpa:230503-99-546412/5