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Bosch erwägt Streichung von 1200 weiteren Stellen

Der Wandel in der Autoindustrie stellt die Zulieferer vor gewaltige Herausforderungen - auch Branchenprimus Bosch. Schon im Dezember hatte der Konzern den möglichen Abbau von Verbrenner-Jobs angekündigt. Nun droht ein weiterer Stellenabbau.

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Das Logo des Technologiekonzerns Bosch leuchtet auf einem Parkhaus der Messe Stuttgart über der A8. Foto: Marijan Murat/DPA
Das Logo des Technologiekonzerns Bosch leuchtet auf einem Parkhaus der Messe Stuttgart über der A8.
Foto: Marijan Murat/DPA

Der weltweit größte Autozulieferer Bosch will im Bereich für Fahrzeugelektronik und Software Stellen abbauen. Die mögliche Personalreduzierung bewege sich nach aktuellem Stand im Bereich von ungefähr 1200 Stellen weltweit - davon bis zu 950 in Deutschland. Die Beschäftigten seien am Mittwochnachmittag über die Planungen und mögliche Anpassungen informiert worden, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag mit. Eine Entscheidung gebe es aber noch nicht. Zuvor hatte das »Handelsblatt« darüber berichtet.

Die Pläne betreffen den Angaben nach den Zulieferer-Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, der beispielsweise für Sensoren, Fahrzeugcomputer und Steuergeräte sowie die entsprechende Software zuständig ist. Entwickelt werden dort unter anderem Assistenzsysteme, Lösungen zum automatisierten Fahren und Infotainment-Systeme.

Im Zuge der Transformation der Branche sei die Weiterentwicklung der Technologien für automatisiertes Fahren ein zentrales Wachstumsfeld, sagte die Sprecherin weiter. Die Nachfrage nach intelligenten Fahrassistenzsystemen und Lösungen dafür entwickelten sich zwar stetig. Der Bereich habe jedoch mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen als erwartet. Die schwache Konjunktur und die hohe Inflation bremsen demnach den Übergang und erhöhen die Ausgaben. Nun müsse man die Balance zwischen Investitionen und Kostendisziplin halten.

Daher will Bosch mit den Arbeitnehmervertretern darüber sprechen, wie Kosten und Strukturen an die veränderte Marktlage angepasst werden können. Dabei geht es demnach vor allem um das Beschäftigungsniveau in den Entwicklungs-, Vertriebs- und Verwaltungsbereichen. Betroffen in Deutschland sind die Standorte Abstatt, Hildesheim, Leonberg, Renningen und Schwieberdingen sowie die dazugehörigen Zweigstellen. Wie viele Jobs genau gestrichen werden, hängt demzufolge von den Verhandlungen ab. 

Der Wandel in der Autoindustrie - vom Verbrenner hin zu E-Motor und Wasserstoff - stellt den Branchenprimus aus Gerlingen bei Stuttgart vor große Herausforderungen. Bosch-Chef Stefan Hartung hatte erst im Dezember angekündigt, dass der Konzern seine Umsatz- und Gewinnziele erst ein bis zwei Jahre später erreichen wird als zunächst geplant. Als Gründe nannte er unter anderem das schwierige wirtschaftliche Umfeld und den schleppenden Hochlauf bei der E-Auto-Nachfrage.

Ebenfalls im Dezember war bekanntgeworden, dass Bosch einen größeren Abbau in der Antriebssparte erwägt. In Feuerbach und Schwieberdingen sah der Konzern einen Anpassungsbedarf von bis zu 1500 Stellen in den Bereichen Entwicklung, Verwaltung und Vertrieb. Angestrebt werden den Angaben nach sozialverträglichen Lösungen für die Beschäftigten.

Das Unternehmen stehe zu der mit Arbeitnehmervertretern geschlossenen Zukunftsvereinbarung, sagte die Bosch-Sprecherin. Die Vereinbarung vom vergangenen Sommer schließt betriebsbedingte Kündigungen für die knapp 80.000 Beschäftigten der Zulieferersparte in Deutschland bis Ende 2027 aus. Die Sparte ist der größte Bosch-Unternehmensbereich. Auf sie entfielen fast 60 Prozent der 88,2 Milliarden Euro, die das Unternehmen im vergangenen Jahr an Umsatz erlöste. Weltweit arbeiten mehr als die Hälfte der rund 420.000 Mitarbeiter in dem Bereich.

Der Wandel in der Autoindustrie trifft auch andere Zulieferer: Der ZF-Gesamtbetriebsrat hatte erst in dieser Woche vor einem Stellenabbau an deutschen Standorten gewarnt. Betroffen könnten mindestens 12.000 Arbeitsplätze bei dem Zulieferer sein - davon 10.000 bis zum Jahr 2028. Bei einem Protestmarsch und einer Kundgebung vor der Betriebszentrale machten am Mittwoch zig Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Das hoch verschuldete Unternehmen aus Friedrichshafen am Bodensee hatte die Zahlen nicht kommentieren wollen. Personalchefin Lea Corzilius hatte angesichts der schlechten Auftragslage zwar Verständnis für die Sorgen der Mitarbeiter gezeigt, zugleich aber vor Panikmache gewarnt.

Im Herbst hatte außerdem Continental angekündigt, seine kränkelnde Autozuliefersparte mit einem Sparprogramm wieder rentabel machen zu wollen. Dabei sollten in der Verwaltung Stellen gestrichen werden, um Kosten zu sparen. Zuletzt war davon die Rede, dass voraussichtlich Jobs im mittleren vierstelligen Bereich wegfallen könnten.

© dpa-infocom, dpa:240118-99-662370/5