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Bischof Bätzing distanziert sich von Zollitsch

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich von einem seiner Vorgänger, dem ehemaligen Freiburger Bischof Robert Zollitsch, distanziert. »In seiner Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Jahr 2010 wurden entscheidende Maßnahmen zur Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche gesetzt. Diese hat er selbst in seinem Bistum offenbar in derselben Zeit nicht angewandt und übergangen«, sagte Bätzing der »Rhein-Neckar-Zeitung« (Samstag). Er finde das verantwortungslos und sei ratlos, wie das habe passieren können. Offensichtlich habe wirksame Kontrolle gefehlt, sagte Bätzing weiter.

Bischof Bätzing
Georg Bätzing spricht zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden. Foto: Robert Michael
Georg Bätzing spricht zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden.
Foto: Robert Michael

Alt-Erzbischof Zollitsch war von Februar 2008 bis März 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche im Erzbistum Freiburg geht hervor, dass seine Amtszeit in Freiburg bis 2013 durch »konkretes Vertuschungsverhalten« geprägt war. Der 84-Jährige hatte bereits im Oktober in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. Sein Sprecher teilte am Freitag ohne Angabe von Gründen mit, dass Zollitsch sein Bundesverdienstkreuz zurückgebe und er auch auf das Privileg verzichte, in der Bischofsgruft des Freiburger Münsters begraben zu werden.

Bätzing sagte, Rom müsse beurteilen, wie die Ergebnisse des Gutachtens über Erzbischof Zollitsch einzuordnen seien - »und unter Umständen sanktioniert werden müssen.« Bätzing könne sich nicht vorstellen, dass Zollitsch jemals noch öffentlich auftrete. »Das wäre auch nicht angemessen.« Der aktuelle Freiburger Erzbischof, Stephan Burger, genieße sein uneingeschränktes Vertrauen. Burger habe dem Gutachten zufolge nicht vertuscht.

Von seinen Bischofskollegen erwarte er, dass in jedem Bistum »dieser schwierige Aufarbeitungsprozess vorgenommen wird«, denn dieser verhelfe vor allem den Betroffenen zu ihrem Recht. Die Aufarbeitung müsse in unabhängige Hände gelegt werden.

© dpa-infocom, dpa:230421-99-404094/2