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Betroffene hoffen auf Äußerung von Zollitsch zu Missbrauch

Kirchenmänner haben auch in der Erzdiözese Freiburg Hunderte Kinder sexuell missbraucht. Wie es dazu kommen konnte, soll ein Gutachten klären, das wohl im Oktober vorgestellt wird. Der Betroffenenbeirat sieht darin eine Chance für einen prominenten Ex-Bischof.

Robert Zollitsch
Robert Zollitsch. Foto: Patrick Seeger
Robert Zollitsch.
Foto: Patrick Seeger

Der Betroffenenbeirat der Erzdiözese Freiburg für Opfer sexuellen Missbrauchs hofft darauf, dass sich der frühere Erzbischof Robert Zollitsch zu Taten während seiner Amtszeit äußert. »Wenn das Gutachten der Aufarbeitungskommission vorgelegt wird, wäre das eine gute Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen«, sagte die Vorsitzende des Gremiums der Deutschen Presse-Agentur. »Wenn man wollte, könnte man sogar schon vorher Stellung beziehen.«

Die Erzdiözese hatte am Mittwoch mitgeteilt, voraussichtlich am 25. Oktober das lange erwartete Gutachten zu Hintergründen und Strukturen vorstellen zu wollen, die hundertfachen Missbrauch in Reihen der katholischen Kirche in Baden ermöglichten. »In dem Zusammenhang könnte man die Reue zeigen, die man so oft gepredigt hat«, sagte die Beiratsvorsitzende. Der heute 83 Jahre alte Zollitsch war von 2003 bis 2014 Erzbischof in Freiburg und zwischenzeitlich parallel Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Sein Nachfolger als Erzbischof, Stephan Burger, hatte nach dem Bekanntwerden Hunderter Missbrauchsfälle gesagt, als Personalreferent der Erzdiözese und später als Erzbischof habe Zollitsch Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen und bei der Aufarbeitung begangen. Diese Versäumnisse könne er als heutiger Erzbischof nicht rechtfertigen.

Auch aufgrund dieser Positionierung hat der Betroffenenbeirat nach Worten seiner Vorsitzenden den Eindruck, dass Burger ernsthaft an einer Aufklärung gelegen sei. Intern habe man schon einiges bewegen und die Sichtweise der Betroffenen einbringen können. Die externen Mitglieder der Kommission, darunter Staatsanwälte und Polizisten, geben sich viel Mühe und sprechen mit Opfern, wie sie sagte.

Das Gremium selbst gibt es erst seit Juli vergangenen Jahres. Die zwei Männer und zwei Frauen sollen unabhängig von der Erzdiözese arbeiten und Ansprechpartner für Betroffene sein.

Sie hoffe, dass das Gutachten klar analysiere, welche Strukturen damals dazu führten, dass Kinder und Jugendliche misshandelt und vergewaltigt wurden, sagte die Vorsitzende der dpa weiter. Geklärt werden müsse, wieso Täter trotz des Wissens um ihre Vergehen versetzt wurden und an anderer Stelle weitermachen konnten. Zudem solle klar benannt werden, welche Verantwortlichen dafür die Schuld tragen.

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© dpa-infocom, dpa:220428-99-73085/2