Auch ein halbes Jahr nach der Übernahme der fahrgaststarken Augsburger Bahnnetze hat der private Betreiber Go-Ahead mit erheblichen Zugausfällen zu kämpfen. Am Dienstag gab es laut dem Unternehmen ein weiteres Mal »erhebliche Einschränkungen« beim Angebot.
Go-Ahead Bayern begründete dies erneut mit technischen Problemen an den Zügen sowie Personalmangel. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Situation. Am Wochenende falle bei Go-Ahead mitunter jeder zweite Zug aus, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende des Verbandes, Jörg Lange.
Go-Ahead hatte im Dezember 2022 die Regionalbahnstrecke von München über Augsburg nach Ulm sowie weitere Strecken durch Schwaben bis nach Würzburg von der Deutschen Bahn übernommen. Bereits zuvor hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es wegen des bundesweiten Fachkräftemangels nicht ausreichend Triebfahrzeugführer zur Verfügung habe und daher zunächst nicht alle vertraglich vereinbarten Verbindungen anbieten könne.
Go-Ahead hatte damals erklärt, dass aber ab Juni 2023 auf den Strecken in Bayern und Baden-Württemberg der Regelfahrplan angeboten werden könne. Nun berichtete das Unternehmen erneut von Problemen aufgrund einer »zu knappen Personaldecke«.
Lange sagte, es sei zu befürchten, dass Go-Ahead beim Personal »in eine Abwärtsspirale« gerate. Wegen der Belastung durch Überstunden könnten letztlich Mitarbeiter veranlasst werden, das Unternehmen verlassen. Zudem führten solche Zustände zu vermehrten Krankheitsfällen. »Personallöcher haben die Tendenz zu wachsen«, sagte Lange.
Außerdem begründete Go-Ahead die aktuell ausfallenden Bahnen mit Schwierigkeiten an den Stromabnehmern. Von den für den Betrieb nötigen 48 Triebzügen seien voraussichtlich nur rund 35 einsatzfähig, berichtete das Unternehmen. Es sei nicht auszuschließen, dass es in den nächsten Tagen zu weiteren Zugausfällen komme. Bereits im Dezember waren nach Blitzeis zahlreiche der neuen Züge liegengeblieben, weil diese mit den winterlichen Bedingungen nicht zurecht kamen.
Lange sagte, dass inzwischen manche Berufspendler wegen der Unzuverlässigkeit wieder auf das Auto umstiegen. Auch das Deutschlandticket, das für viele Pendler deutliche Ersparnisse bei den Abokosten brachte, könne die mangelnde Qualität auf der Strecke nicht ausgleichen. »Das Geld ist nicht alles«, sagte er.
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