Karlsruhe/Wörth (dpa) - Das Vorhaben gilt technisch als extrem anspruchsvoll: Die über 50 Jahre alte Rheinbrücke zwischen Karlsruhe und dem rheinland-pfälzischen Wörth wird bei laufendem Betrieb saniert. Eingesetzt wird dafür ein spezieller super-fester Beton, der schon in den Niederlanden bei größeren Brücken verwendet wurde. »In Deutschland wurde das Verfahren vor vier Jahren in einem Pilotprojekt bei einer Brücke im schwäbischen Beimerstetten bei Ulm getestet«, erläuterte Walter Katzik, Referatsleiter Ingenieurbau beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Was bei 300 Quadratmeter Fläche funktionierte, soll nun auch bei den 8000 Quadratmetern der Rheinbrücke gelingen.
Das Verfahren: Die stählerne Fahrbahnplatte bekommt einen neuen Belag aus mit Stahlfasern verstärktem Spezialbeton. Der extrem feste Beton ist nicht mal halb so dick wie herkömmlicher Beton. Damit kommt nicht zu viel Gewicht auf die Brücke. Zugleich sollen durch den Verbund des Betons mit der Stahlplatte Schwingungen vom Verkehr gedämpft und so die Stahlkonstruktion geschützt werden.
Die 1966 eröffnete 292 Meter lange Schrägseilbrücke verbindet als einzige Brücke im Umkreis von 25 Kilometern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Sie ist dringend sanierungsbedürftig. Ursprünglich für 18 000 Fahrzeuge pro Tag geplant, passieren sie inzwischen täglich rund 80 000 Fahrzeuge, darunter viele schwere Lastwagen.
Die Sanierung der vielbefahrenen Verkehrsachse hat nach mehreren Monaten Verzögerung Ende der Woche begonnen. Bis Dezember 2019 werden nach Angaben des Regierungspräsidiums dafür immer wieder einzelne Fahrstreifen gesperrt. Voraussichtlich ab Mitte April müssen Autofahrer auch an vier Wochenenden mit Vollsperrungen rechnen. Die Region muss sich auf größere Verkehrsbehinderungen einstellen.
Ein Ingenieur-Team des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) begleitet die Rheinbrücken-Sanierung wissenschaftlich. »Wir messen mit verschiedenen Sensoren das Tragverhalten der Brücke vor und nach der Instandsetzungsmaßnahme, um Verbesserungen zu verifizieren und so geeignete Techniken für weitere Brücken zu etablieren«, erläuterte Professor Thomas Ummenhofer, Leiter der Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine des KIT (VAKA).