Trotz des Hochwassers im Juni rechnet der Landesbauernverband mit einer weitgehend normalen Getreideernte in Baden-Württemberg. Aktuell gehe man von einer durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Ernte und größtenteils guten Qualitäten aus, teilte der Verbandssprecherin auf Anfrage mit.
Regional hätten Überschwemmungen und Staunässe in den Ackerkulturen und im Grünland zwar zu Schäden bis hin zu Totalausfällen geführt. Aufgrund der feuchten Witterung seien außerdem der Druck durch Krankheiten und insbesondere durch Pilzinfektionen sehr hoch. Die Getreidebestände entwickelten sich aber größtenteils gut, hieß es.
Wintergetreide gut - Probleme bei Mais und Sommergerste
Nach Angaben des Bauernverbands stehen Wintergerste, Winterweizen und Winterraps gut da. »Hier bleibt die spannende Frage, ob die derzeit optisch guten Bestände in einem hohen Ertrag oder viel Stroh resultieren«, hieß es. Auch Zuckerrüben entwickeln sich demnach gut.
Anders sieht es bei der Sommergerste aus. Hier berichten die Landwirte demnach teilweise von ungleichen und eher dünnen Beständen. Beim Mais erwartet der Bauernverband eher eine schlechte Entwicklung aufgrund der zu feuchten und kalten Witterung. Schäden durch Schnecken und Krähen führten bei Sojabohnen teilweise zu Totalausfällen.
In Baden-Württemberg wird nach Angaben des Statistischen Landesamtes auf einem guten Viertel der Landesfläche Ackerbau betrieben. Insgesamt waren das Ende des Jahres 2022 rund 927 000 Hektar. Die wichtigste Feldfrucht im Land ist der Winterweizen.
Bundesverband: Vorjahresergebnis wird knapp verfehlt
Deutschlandweit gefährden die Niederschläge hingegen die Ernte deutlicher. Beim Getreide werde man mit rund 42 Millionen Tonnen das Vorjahresergebnis knapp verfehlen, teilte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, in der vergangenen Woche zum Ernteauftakt mit. Bereits im Herbst hatte die feuchte Witterung vielen Bauern demnach einen Strich durch die Planung gemacht, weil sie in den Böden weniger aussäen konnten.
Rukwied, der auch Präsident des Südwest-Bauernverbands ist, sprach sich angesichts von Überschwemmungen und Staunässe für einen stärkeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. Das Risiko für Pilzbefall steige in vielen Beständen stark. Die Landwirte bräuchten eine breite Palette von Wirkstoffen, um die Pflanzen widerstandsfähig zu halten. Da hierzulande aber weniger Mittel und Wirkstoffe verfügbar seien, sei der Getreideanbau gefährdet.
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