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Bauer zu Tierquälereivorwurf: »Machen viel für die Tiere«

Immer wieder sorgen Berichte über Tierquälerei auf Bauernhöfen für Schlagzeilen. Im Jahr 2019 gab es besonders umfangreiche Ermittlungen im Allgäu, mehrere Betriebe waren im Fokus der Staatsanwälte. Nun muss sich ein weiteres Mal das Gericht damit befassen.

Auftakt im Prozess Allgäuer Tierschutz-Skandal
Ein Landwirt (r) und einer seiner beiden Söhne sitzen im Landgericht zwischen ihren Anwälten in der Anklagebank. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/DPA
Ein Landwirt (r) und einer seiner beiden Söhne sitzen im Landgericht zwischen ihren Anwälten in der Anklagebank.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/DPA

Nach dem Tierschutzskandal im Allgäu ist am Dienstag ein weiterer Strafprozess angelaufen. Ein 67 Jahre alter Rinderhalter hat die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses am Landgericht in Memmingen vehement zurückgewiesen. Er führte aus, dass die Krankheiten der Tiere entgegen den Angaben der Staatsanwaltschaft durchaus behandelt worden seien. Gemeinsam mit dem 67-Jährigen sind in dem Verfahren auch seine 37 und 39 Jahre alten Söhne angeklagt.

Die drei Milchviehhalter sollen dafür verantwortlich sein, dass 32 kranke Rinder nicht von Tierärzten behandelt wurden. Sie sollen es in Kauf genommen haben, dass Tiere längere Zeit erhebliche Leiden hatten, um das Geld für die Tierärzte zu sparen. Laut Anklage mussten mehrere Kühe eingeschläfert oder geschlachtet werden oder verendeten. »Die Kuh zeigte ein Schmerzgesicht«, heißt es über mehrere Tiere in der Anklage.

Der Seniorchef des Betriebes sagte zu den Vorwürfen, dass fast jeden Tag Veterinäre auf dem Hof gewesen seien. Die einzelnen Kühe seien teilweise mehrfach behandelt worden. »Die Tierärzte haben nicht nur ein Mal bei ihm gestanden«, sagte er über ein Rind. Er habe bei der ärztlichen Versorgung der Rinder nie auf das Geld geschaut. »Was es kostet, das kostet es«, meinte er.

Zu allen 32 Rindern schilderte er seine Sicht der Dinge. »Ich denke, wir machen sehr viel für unsere Tiere«, sagte der 67-Jährige. Für die Milchkühe sei er allein verantwortlich, betonte er. Seine Söhne hätten andere Aufgaben auf dem Hof.

Der Bauernhof der Angeklagten liegt in Bad Grönenbach im Unterallgäu, wo vor vier Jahren der Tierschutzskandal begann. Eine Tierschutzorganisation hatte damals ein Video veröffentlicht, das Tierquälerei aus einem Großbetrieb zeigen sollte. In der Folge ermittelten die Behörden gegen mehrere Betriebe.

In einem Prozess wurden Ende 2022 in Memmingen bereits zwei Männer, ebenfalls Vater und Sohn, verurteilt. Der Vater erhielt in erster Instanz eine Bewährungsstrafe, während sein Sohn zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis soll. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da beide Revision eingelegt haben.

Voraussichtlich ab Oktober soll in Memmingen der größte Fall in dem Komplex verhandelt werden. Hier sind fünf Männer und eine Frau angeklagt, es geht nach Angaben der Ermittler um 58 vernachlässigte Rinder.

Nach dem Skandal hatte der Freistaat Mitte 2020 angeordnet, dass die Sonderkontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen auch große Rinderbetriebe kontrollieren soll. Zuvor war die Behörde nur für große Geflügelhalter zuständig.

Eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes erklärte aus Anlass des Prozesses in Memmingen, dass es gut sei, wenn Großbetriebe regelmäßiger kontrolliert würden. »Dasselbe wünschen wir uns aber natürlich für alle Betriebsgrößen, denn «klein» heißt in der landwirtschaftlichen Tierhaltung leider nicht «fein»«, betonte sie.

Gerade die für Tierschutz auf den kleineren Höfen und auch Lebensmittelkontrolle zuständigen Landratsämter hatten in der Vergangenheit immer wieder moniert, dass sie zu wenig Personal hätten. Dies liege auch daran, dass es für vakante Stellen zu wenig Bewerber gebe.

Das bayerische Verbraucherschutzministerium in München verwies darauf, dass »die gesamte Veterinärverwaltung in den letzten Jahren kontinuierlich mit weiteren Stellen gestärkt« worden sei. Für die Besetzung der Posten sei jedoch die jeweilige Behörde vor Ort zuständig, meinte ein Ministeriumssprecher. »Hierauf und auf die Anzahl der Bewerber hat das Umweltministerium keinen Einfluss.«

Ministerium zu Kontrollen bei Großbetrieben

© dpa-infocom, dpa:230704-99-278789/3