KARLSRUHE. Gegen Stuttgarter Zentralismus kämpfen die Badener schon, seit es Baden-Württemberg gibt – nun sorgt das Landesjubiläum für Zoff. Die Landesvereinigung Baden in Europa ist empört über eine Veranstaltung zum Jubiläum am
27. April in Stuttgart – ohne Organisationen aus Baden. Es entstehe der Verdacht, dass die Landespolitik »zentralistisch, schwäbisch denkt und auf die Mitwirkung der Zivilgesellschaft des badischen Landesteils verzichtet«, heißt es in einer Resolution in Karlsruhe.
Nur Stuttgarter und Württemberger dabei
Stein des Anstoßes ist die Veranstaltung »Wer wir sind! Wer sind wir?«. Dazu haben unter anderem der Landtag und die Landeszentrale für politische Bildung eingeladen – und der Schwäbische Heimatbund. Damit seien nur Stuttgarter und württembergische Organisationen beteiligt, monieren die Badener.
Ein Landtagssprecher wies die Kritik zurück: Die Veranstaltung habe nur mittelbaren Bezug zum Landesjubiläum und sei in dem Sinne keine Jubiläumsveranstaltung. Im Vordergrund stünden Fragen nach der Standortqualität Baden-Württembergs, Bildung, Bildungsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit, nach Identität, Diversität und Pluralismus.
Eine Reihe von Ungerechtigkeiten?
Bei der eigentlichen Jubiläumsveranstaltung am 4. Mai seien Menschen aus beiden Landesteilen beteiligt, darunter Bülent Ceylan (Comedian aus Mannheim), die in Heidelberg geborene Kunstturnerin Elisabeth Seitz und der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Eine kleine Ausstellung zeigt ebenfalls Motive aus dem ganzen Land.
Das sieht die Baden-Vereinigung mit ihrem neuen Vorsitzenden Peter Koehler (50) nicht unbedingt so. 70 Jahre nach Gründung des Südweststaats wird der württembergische Landesteil aus Sicht der Landesvereinigung Baden in Europa noch immer bevorzugt.
Nach einer von ihr im Herbst veröffentlichten Untersuchung gibt es eine Reihe von Ungerechtigkeiten – von Steuereinnahmen über den Straßenbau bis zur Hochschulförderung. Ungerecht sei etwa, dass bei Mercedes-Benz in Baden Tausende Menschen arbeiten, die Steuern aber in Stuttgart bezahlt werden. (dpa)