Die 81-Jährige, die sich als »Ethnologin ihrer selbst« bezeichnet, widme sich Fragen zu den unsichtbaren Klassenschranken in Europa, hieß es in der Begründung. Sie befasse sich zudem mit den Eingriffen des Staates ins Private und den Erfahrungen einer Frau, die sich nicht mit ihrem von der Gesellschaft zugedachten Platz zufriedengebe.
Im Roman »Das Ereignis« beschreibt die Autorin, wie die Studentin Annie Ernaux 1963 schwanger wird. In einer Zeit und einem Land, in dem Abtreibung verboten ist, versucht sie, das in ihr heranwachsende Kind nicht zu bekommen. »Die Erfahrung von Entmündigung, Ohnmacht und Angst, die Ernaux' Text widerspiegelt, ist zeitlos gültig«, urteilt die Jury des Würth-Preises, der alle zwei Jahre vergeben wird. Im Jahr 2020 war der israelische Schriftsteller David Grossman ausgezeichnet worden.
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