KÜNZELSAU. Die Sonne scheint am Montag auf das weiß gestrichene Einfamilienhaus in Künzelsau. Die Hecke davor ist akkurat geschnitten. Alles blüht. Was nicht in die Idylle passt, ist das rot-weiße Polizeiband, das im Wind weht. Und die Kerzen und Blumen auf der Mauer. Nicht nur für die Eltern eines Siebenjährigen ist dies hier seit dem Wochenende ein Ort des Grauens. Der Vater des Jungen fand seinen Sohn in dem Haus tot auf - nach einer Nacht bei seiner Kindersitterin. Die 69-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Dringender Tatverdacht: Totschlag. Aber warum?
Nach allem was man weiß und was die Ermittler erzählen, war der Siebenjährige gerne hier. Immer wieder. Das Verhältnis der Familie zur Kindersitterin sei herzlich gewesen, heißt es. Es bestand ein großes Vertrauensverhältnis. Seit fünf Jahren habe der Junge aus Künzelsau immer mal wieder hier übernachtet. So auch von Freitag auf Samstag. Doch als die Eltern ihn am Samstagmorgen abholen wollen, ist ihr Sohn tot - und die 69 Jahre alte Pflegeoma nicht auffindbar.
Zehn Polizeistreifen, ein Hubschrauber und ein Spürhund suchen am Samstag in und um das 15 000 Einwohner-Städtchen nahe Heilbronn nach der Frau. Am Samstagabend gegen 21.30 Uhr wird die 69-Jährige »nach einem Zeugenhinweis in Künzelsau gefunden« und festgenommen, wie es in einer Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei heißt.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der Vater seinen Sohn am Samstagmorgen in einer Badewanne liegend entdeckt. Das Kind hatte demnach Würgemale am Hals und war mit hoher Wahrscheinlichkeit schon tot, als es in die Badewanne gelegt wurde. Hat die 69-Jährige den Jungen erwürgt? Zu diesen Angaben wollte die Staatsanwaltschaft Heilbronn zunächst nichts sagen. Auch zur Person der 69-Jährigen nannte der Sprecher keine weiteren Details.
Nach der Obduktion der Leiche des Siebenjährigen wird Haftbefehl wegen Totschlags gegen die Frau erlassen. »Sie ist bisher die einzige Verdächtige«, bestätigt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Heilbronn am Montag. Man gehe nicht davon aus, dass weitere hinzukommen. Ob sich die Frau schon zu den Vorwürfen geäußert hat, sagt er nicht. Nach derzeitigem Ermittlungsstand lebte sie allein in dem Einfamilienhaus in Künzelsau.
Entsetzen im Rathaus: »Über den Tod des siebenjährigen Jungen aus Künzelsau sind wir zutiefst bestürzt«, sagte Bürgermeister Stefan Neumann am Montag. »Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.« Er bat um Verständnis dafür, dass er keine weiteren Angaben und Informationen weitergeben könne.
(dpa)