STUTTGART. Welch ein Fest für die Wasenwache der Stuttgarter Polizei: 80 Prozent weniger gefährliche Körperverletzungen, 60 Prozent weniger Einsätze, so friedlich wie nie. So lief das Stuttgarter Frühlingsfest im vergangenen Jahr ab. Dabei wird es bei der Neuauflage des Wasenrummels, der am 22. April beginnt, voraussichtlich nicht bleiben.
2022 war ein Sonderfall. Da gab es noch ein »Frühlingsfest light« – nach zwei Jahren Pandemiepause. Wegen der unsicheren Bedingungen hatten die drei Festwirte ihre Zelte nicht aufgebaut. Statt »Hoch die Krüge!« gab es verstärkt Familienausflüge und reduzierte Öffnungszeiten auf dem Cannstatter Wasen. Ausufernde Partys und Alkoholexzesse blieben weitgehend aus. Mit Folgen.
»Unsere Beamtensind das Ersatz-aggressionsfeld«
Beim Blick in die Polizeizahlen – basierend auf 16 Festtagen, ohne jeweils das letzte Wochenende – zeigte sich vor allem bei Gewaltdelikten ein deutlich rückläufiger Trend. 2022 gab es etwas mehr als 20 Körperverletzungsdelikte. Im Jahr 2019, beim letzten Fest vor Corona, waren es noch 120. Die Zahl der Gesamteinsätze war bei diesem Vergleich mit 204 Fällen nur halb so hoch wie 2019, als 447 Ordnungswidrigkeiten und Straftaten registriert wurden.
Bei der diesjährigen Neuauflage des Frühlingsfests vom 22. April bis 14. Mai werden die Zahlen des Vorjahrs wohl kaum zu halten sein. Zumal diesmal wieder das volle Festprogramm gefahren wird – sogar mit fünf Festzelten. Ein Konfliktstoff, der 2022 entbrannt war, konnte freilich bereits beim Volksfest weitgehend entschärft werden: Mögliche sexistische und rassistische Darstellungen an Ständen und bei Fahrgeschäften sollen bereits vorab erkannt und gegebenenfalls beseitigt werden.
Ein Hoffnungsschimmer: Auch beim ersten normalen Volksfest nach der Pandemie uferte die Situation trotz wieder voller Bierzelte aus polizeilicher Sicht nicht sofort wieder vollständig aus. Die Zahl der Körperverletzungen blieb etwa 30 Prozent unter dem Niveau von 2019, die Zahl der Straftaten lag 15 Prozent niedriger.
»Fußstreifen werden ihr Augenmerk besonders auf das junge Publikum legen«
Allerdings gab es eine Kehrseite: Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte nahmen um zehn Prozent zu. Der Cannstatter Revierleiter Jörg Schiebe bezeichnete das so: »Unsere Beamten sind das Ersatzaggressionsfeld.« Ist diese Form von Hau-den-Lukas ein Trend? Die Wasenwache ist auf alles vorbereitet.
Die Sicherheit der Wasenbesucher soll unbedingt gewährleistet werden. »Uniformierte und zivile Fußstreifen werden ihr Augenmerk besonders auf das junge Publikum und auffällige Gruppierungen legen«, sagt Polizeisprecher Sven Burkhardt. Dabei sollen Betrunkene bereits bei der Anreise kontrolliert werden. (GEA)