Archäologen haben auf einem großen Neubauareal in der Ortenau Trinkgläser und andere Gegenstände aus dem späten Mittelalter geborgen. »Der Glasfund ist selten und außergewöhnlich«, sagte Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg am Donnerstag in Ortenberg (Ortenaukreis).
Die Trinkgläser gelangten bereits in das zentrale Restaurierungslabor in Esslingen, sagte Jenisch. Zunächst ging es bei den Grabungen um die Reste eines Verwaltungsgebäudes aus dem 16./17. Jahrhundert. Die Experten fanden dann unter Schwemmschichten überraschend die Fundamente eines spätmittelalterlichen Gebäudes. Dieser Bau sei wohl durch eine Hochwasserkatastrophe im Kinzigtal im 16. Jahrhundert zerstört worden, sagte Jenisch.
Jenisch präsentierte Reste einer Keramikvase aus dem 17. Jahrhundert - seiner Einschätzung nach der Behälter mit Innenglasur als Mausefalle. In dem Kanzleigebäude sei früher auch Getreide gelagert worden.
Die spätmittelalterlichen Gebäude wurden wohl in der Zeit der Herrschaft von Graf Wilhelm von Fürstenberg (1504 bis 1549) errichtet oder ausgebaut, berichtete das Stuttgarter Regierungspräsidium. Verheerende Hochwasserereignisse für das Kinzigtal seien für die Zeit zwischen 1560 und 1580 überliefert. Mit Mittelalter wird üblicherweise die Epoche vom Jahr 500 bis etwa 1500 bezeichnet.
Die archäologischen Arbeiten werden dokumentiert und sollen Ende des Monats abgeschlossen werden. Ein Erhalt der Überreste am Originalstandort ist nicht geplant. In dem Neubau sind 21 Wohnungen geplant.
Mitteilung Regierungspräsidium Stuttgart
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