In der Allgäuer Stadt werden seit mehr als drei Jahren bei einem Forschungsprojekt die antiken Siedlungsstrukturen aus der Römerzeit untersucht. Dabei wurden nun auf 800 Quadratmetern Fundamente und Mauern des kompletten Wohngebäudes freigelegt. Neben intakten Estrichböden und Fußbodenheizungen seien eine kleine private Thermenanlage sowie Wandmalereien gefunden worden.
Seit 2019 kooperiert die Stadt bei dem Projekt mit Wissenschaftlern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Es geht um die Erforschung der Römerstadt Cambodunum, der Vorläuferin von Kempten. Für die Archäologen ist die antike Stadt von besonderer Bedeutung: »Die älteste römische Stadt der Provinz Raetien gilt als Paradebeispiel frühkaiserzeitlicher Stadtplanung«, erläutern die LMU-Forscher.
»Hier lässt sich die Erschließung und Urbanisierung der Gebiete nördlich der Alpen durch Rom in hervorragender Weise nachvollziehen«, sagte Grabungsleiter und LMU-Professor Salvatore Ortisi. »Diese keltisch-römischen Anfänge bilden die Wurzeln vieler unserer heutigen Städte und haben die kulturelle Entwicklung Süddeutschlands ganz entscheidend geprägt.«
In Cambodunum fanden bereits in den vergangenen beiden Jahrhunderten Grabungen statt. Damals sei man insbesondere den antiken Mauern gefolgt. Die tiefer gelegenen Siedlungsstrukturen seien aber selten erfasst worden, erläutern die Forscher. Gegraben werde jetzt in der letzten heute noch unüberbauten antiken Wohnbebauung, der sogenannten Insula 1.
Archäologischer Park Cambodunum
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