STUTTGART. Wer sich einen Hund anschafft, der hofft zumeist auf einen treuen Wegbegleiter für das tägliche Leben. Doch nicht immer bereichert ein Vierbeiner den Alltag des Menschen. Ein nicht kontrollierbarer Hund kann zu einer Gefahr für sein Umfeld werden. Abhilfe soll der Hundeführerschein schaffen.
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg plant die Einführung eines verpflichtenden Sachkundenachweises für Hundehalter, bestehend aus einer theoretischen und praktischen Prüfung. »Es geht dabei darum, die Alltagstauglichkeit des Hundes zu überprüfen«, erklärt Heiko Kasner, Hundetrainer in der Hundeschule Hunde-Natur Stuttgart. Er findet, der Hundeführerschein sei enorm wichtig und wirklich gut.
»Durch diese Pflicht müssen sich Menschen vor dem Hundekauf endlich mehr Gedanken darüber machen, was auf sie zukommt«, so Kasner. Er selbst bietet in seiner Hundeschule schon seit Jahren einen Hundeführerschein auf freiwilliger Basis an. »Die Mühe und der Zeitaufwand, die eine solide Hundeerziehung braucht, werden häufig unterschätzt«, sagt er. »Geschieht die Erziehung nicht sachgerecht, kann das zum Fehlverhalten der Hunde führen«, so Kasner weiter.
Das nötige Handwerkszeug
Genau aus diesem Grund sei ein Hundeführerschein der richtige Ansatz, um unerfahrenen Hundehaltern das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben. So denkt auch Vroni Fuchs, Inhaberin der Hundeschule Team-HNB in Nürtingen (Kreis Esslingen). »Der Hundeführerschein ist längst überfällig«, sagt sie. Es sei wichtig, dass Hundehalter ein Bewusstsein für ihre Verantwortung entwickeln. »Die Grundidee hinter dem Hundeführerschein ist super, doch die Umsetzung würde wahrscheinlich mehr erfordern, als getan werden kann«, erklärt die Hundetrainerin. Denn der Hundeführerschein sei nicht dazu da, nur die reine Gehorsamkeit des Tieres und die Kommandos des Halters zu überprüfen, sondern um das Verhalten des Hundes in alltäglichen Situationen zu bewerten. »Nicht alle Situationen – wie beispielsweise eine Begegnung mit Wildtieren – können realitätsnah abgefragt werden«, kritisiert Fuchs. Zudem befürchtet sie, dass sich die Hundehalter, bei denen eine Prüfung nötig wäre, dieser entziehen würden. »Vor allem Halter mit einem aggressiven oder auffälligen Hund gehören überprüft.«
Wie genau eine solche Überprüfung stattfinden soll, steht allerdings noch nicht fest. »Zum jetzigen Zeitpunkt sind viele Fragen noch ungeklärt«, erklärt die Hundetrainerin. »Was passiert zum Beispiel, wenn jemand die Prüfung nicht besteht? Und wie wird überprüft, ob jemand im Besitz der Sachkunde ist?«, sagt Fuchs weiter. Außerdem stehe auch noch nicht fest, ob alle Hundehalter, unabhängig von ihrer Erfahrung, den Hundeführerschein wirklich ablegen müssen.
Wenn es jedoch nach Daniela Hubl, Inhaberin der Hundeschule Stuttgart, ginge, dann sollten auch langjährige Hundebesitzer die Prüfung ablegen müssen. Denn wie lange man schon Hunde hält, sage nicht zwingend etwas über die Qualität der Haltung aus, meint sie. »Dass der Hund nie negativ aufgefallen ist, kann Glück gewesen sein«, so Hubl. Sie betont, wie wichtig es sei, den Menschen ein Bewusstsein für die Bedürfnisse des Hundes zu vermitteln. »Der Hund sollte zudem nicht durch die Prüfung fallen, nur weil er mal bellt oder an der Leine zieht«, findet sie.
Für ein erfolgreiches Bestehen sei das Auftreten des Hund-Mensch-Gespanns in der Öffentlichkeit entscheidend, meint Hubl. »Um zu bestehen, muss der Hundehalter sein Tier so führen können, dass für das Umfeld kein Schaden entsteht«, erklärt die Hundetrainerin. So könnten durch den Hundeführerschein gefährliche Zwischenfälle mit Hunden reduziert werden. (GEA)