Keine Hustenbonbons oder Salbe, keine Pflaster und auch keine Tabletten: Am bundesweiten Protesttag ihrer Branche haben auch die meisten baden-württembergischen Apotheken aus Ärger über ausbleibende Honorarerhöhungen und zu viel Bürokratie dicht gemacht. Trotz des Protests zeichnet sich aber kein Kompromiss ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte Verständnis, erteilte der Forderung nach höheren Honoraren zuletzt jedoch eine Absage.
Die fast 2300 Apotheken im Südwesten klagen, die Kosten liefen seit zehn Jahren aus dem Ruder. Betriebs- und Personalkosten seien massiv gestiegen, während die staatlich geregelte Vergütung nicht angepasst worden sei. Als Folge der Belastungen hat Baden-Württemberg nach Angaben des Landesapothekerverbands in den vergangenen 25 Jahren mehr als 550 Apotheken verloren - mit Folgen für die Kunden. Die Apothekerverbände verlangen daher als Teil eines Zehn-Punkte-Plans eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung.
Das sehen die gesetzlichen Krankenversicherungen anders: Deren Spitzenverband argumentiert, das Honorar steige unaufhörlich, weil Apotheken zusätzlich zur Pauschale für jedes Medikament drei Prozent vom Einkaufspreis erhalten. »Mit jeder Preissteigerung, mit jedem neuen, teureren Medikament steigt auch das Honorar des Apothekers«, sagte Sprecher Florian Lanz. Der Bund sieht für Honorarerhöhungen zudem keinen Spielraum.
Die meisten Apotheken wollten sich nach Verbandsangaben an den Protest-Schließungen am Mittwoch beteiligen. In mehreren Städten waren auch Demonstrationen und Kundgebungen geplant.
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