Nach jahrelangen Problemen mit Fällen von Komasaufen scheinen Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg zunehmend weniger Lust auf das Rauschtrinken zu haben. Grund könnte aus Sicht der Krankenkasse AOK der neue Umgang mit Alkohol durch die Corona-Pandemie sein. Der Nachwuchs habe bereits wegen der Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Maßnahmen seltener soziale Anlässe zu exzessivem Trinken gehabt. Möglicherweise hätten die Jugendlichen diese Gewohnheiten beibehalten.
Bei den AOK-Versicherten bis 19 Jahren ist die Zahl der Alkoholvergiftungen innerhalb von fünf Jahren kontinuierlich zurückgegangen, wie die AOK weiter mitteilte. Zwischen 2018 und 2022 gab es jährlich rund 12,35 Prozent weniger Fälle. Wurden damals noch 1533 Jungen und Mädchen behandelt - das entspricht laut AOK einem Anteil von 0,17 Prozent der Versicherten in dieser Altergruppe -, so waren es im Jahr 2022 noch 835 (Anteil 0,08 Prozent). Die Krankenkasse wertete den Angaben zufolge Daten der eigenen bis 19 Jahre alten Versicherten zur stationären Behandlung einer akuten Alkoholvergiftung aus.
Die zurückgehende Zahl von Alkoholvergiftungen zeige zwar, dass die Präventionsmaßnahmen der Suchtberatungsstellen und Schulen griffen, sagte Sabine Knapstein, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg. »Trotz der positiven Entwicklung muss aber noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn insbesondere bei den Erwachsenen stagniert der Alkoholkonsum seit vielen Jahren auf einem sehr hohen Niveau.«
Als Rauschtrinken definiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) den Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei etwa einer Party. Nach früheren Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt. Alkohol als vermeintliches Kulturgut sei gesellschaftlich breit akzeptiert.
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