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Angriff bei Demo: Opfer sieht nur noch auf einem Auge

Gericht
Ein Justizbeamter steht in einem Gerichtssaal. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
Ein Justizbeamter steht in einem Gerichtssaal. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

STUTTGART. Im Prozess um einen brutalen Angriff am Rande einer Corona-Demo in Stuttgart hat einer der Nebenkläger nach Einschätzung eines Gutachters schwerste Augenschäden davon getragen. Der Augenarzt der Uniklinik Tübingen berichtete bei der Sitzung am Mittwoch, dass der Mann nach der Prügelattacke auf dem linken Auge so gut wie blind sei. »Hier ist die Netzhaut wirklich kaputt«, sagte er.

Der ehemalige AfD-Kommunalpolitiker Dubravko Mandic, der in der Vergangenheit immer wieder wegen extremer Sprüche und seiner Nähe zur identitären Bewegung aufgefallen ist und in dem Prozess Verteidiger der Nebenkläger ist, stellte weitere Anträge. Er rief die Kammer etwa auf, das außergerichtliche Umfeld der Angeklagten zu klären, die weiter in der linksextremen Gewaltszene verhaftet seien. Die Kammer fasse die Angeklagten mit Samthandschuhen an, kritisierte Mandic. »Ich habe nicht den Eindruck, dass hier von Seiten des Staats ein Exempel statuiert werden soll.« Wann in dem Verfahren plädiert wird, ist noch unklar. Die nächste Sitzung ist am kommenden Montag.

Zwei junge Männer, die der linken Szene zugerechnet werden, sitzen in Stuttgart auf der Anklagebank, weil sie gemeinsam mit einer Gruppe Vermummter am 16. Mai 2020 drei Männer am Rande einer Corona-Demo brutal zusammengeschlagen haben sollen. Einem Angeklagten wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, dem anderen versuchter Totschlag, weil er seinem Opfer gegen den Kopf geschlagen und dessen Tod zumindest billigend in Kauf genommen haben soll - der Mann lag im Koma, schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Die Opfer der Attacke arbeiten bei Daimler und sind Betriebsrats-Mitglieder der rechten Gewerkschaft »Zentrum Automobil«. Sie sollen Berichten zufolge enge Kontakte zur rechtsextremen Szene haben. (dpa)