Im Mordprozess um das Gewaltverbrechen an einer Doppelgängerin hat die angeklagte Frau ihrem Mitangeklagten die alleinige Schuld an dem Verbrechen zugewiesen. In ihrer Aussage vor dem Landgericht Ingolstadt erklärte sie am Dienstag, dass der 25-Jährige die 23 Jahre alte Frau während einer gemeinsamen Autofahrt allein getötet habe. »Ich konnte es nicht fassen«, sagte die angeklagte 24-Jährige. Der Mitangeklagte äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Die beiden Angeklagten sollen gemeinschaftlich die 23-Jährige aus Baden-Württemberg mit 56 Messerstichen umgebracht haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 24-jährige Ingolstädterin wegen Familienstreitigkeiten ein neues Leben beginnen wollte, deshalb in einem sozialen Netzwerk eine ihr ähnlich sehende Frau gesucht und diese mit ihrem Komplizen umgebracht hat, um selbst als tot zu gelten.
In ihrer vorbereiteten Aussage erklärte die Angeklagte, dass sie vorab nichts von der Gewalttat gewusst habe. Sie habe noch versucht, die 23-Jährige zu retten. Anschließend habe sie geschwiegen, weil der 25-Jährige auch sie und ihre Angehörigen bedroht habe. Weitergehende Fragen des Gerichts beantwortete die 24-Jährige nicht.
Die Anwälte des Mitangeklagten kritisierten, dass diese Erklärung nicht mit der Aktenlage in dem Fall übereinstimme. Ihr Mandant werde später in dem Prozess aussagen. Einer der Verteidiger des Mannes warf der Staatsanwaltschaft auch eine falsche Darstellung des Sachverhalts vor. Es habe dadurch eine »beispiellose Vorverurteilung« seines Mandanten gegeben.
Die 24-jährige Deutsch-Irakerin hatte laut Anklage zusammen mit dem 25-jährigen Kosovaren das Opfer im August 2022 unter einem Vorwand zu Hause in Eppingen bei Heilbronn abgeholt und dann getötet. Die Leiche war später im Auto der Angeklagten in Ingolstadt gefunden worden. Vorübergehend war tatsächlich vermutet worden, die später Beschuldigte sei umgebracht worden. Nach einem Tag wurden allerdings die beiden Verdächtigen festgenommen und kamen in Untersuchungshaft.
Für den Prozess sind noch Dutzende weitere Verhandlungstage vorgesehen. Nach derzeitigem Stand soll mindestens bis zu den Sommermonaten verhandelt werden.
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