KARLSRUHE. Landauer war 1919 während der Niederschlagung der Münchner Räterepublik verhaftet und einen Tag später am 2. Mai von Soldaten ermordet worden. In Karlsruhe wurde dazu am Dienstag eine Ausstellung unter anderem mit neu entdeckten Gerichtsakten eröffnet.
Rainer Brüning vom Landesarchiv wertete den Fund als sensationell. »Wir haben neue Informationen zum Mord und wir haben überhaupt zum ersten Mal Informationen, wie dieser Mord justiziabel aufbereitet wird.« Rund 100 Zeugenaussagen zeichnen ein detaillierteres Bild der Tat. Aufgehetzte Soldaten hatten Landauer im Münchner Gefängnis Stadelheim zunächst misshandelt und anschließend erschossen.
Zudem zeigten die rund 400 Aktenseiten, wie das Gericht den Fall möglichst zügig und ohne viel Aufsehens abwickelte und zu einem milden Urteil kam, sagte Brüning. Lediglich ein Beschuldigter wurde zu fünf Wochen Haft verurteilt, weil er Landauer geschlagen und ihm seine Uhr gestohlen habe.
Der 1870 in Karlsruhe geborene Gustav Landauer war Schriftsteller, Anarchist und Pazifist. Während der Novemberrevolution holte ihn der damalige bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner nach München. Nach der Gründung der Räterepublik wurde Landauer 1919 Volksbeauftragter für Volksaufklärung und Mitglied der Münchner Räteregierung, trat allerdings kurz danach von allen Ämtern zurück. (dpa)