Logo
Aktuell Land

Ahmadiyya-Muslime feiern 100-jähriges Bestehen

Zehntausende Muslime treffen sich noch bis Sonntag in den Hallen der Stuttgarter Messe zur jährlichen Versammlung der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland. Zu Gast ist diesmal auch das weltweite geistliche Oberhaupt der Bewegung.

Jahrestreffen der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ)
Mitglieder der islamischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) nehmen in der Messe teil. Foto: Uli Deck/DPA
Mitglieder der islamischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) nehmen in der Messe teil.
Foto: Uli Deck/DPA

Es ist die nach eigenen Angaben größte islamische Veranstaltung Europas: Seit Freitag treffen sich zehntausende Muslime der Ahmadiyya-Gemeinde in den Stuttgarter Messehallen zu ihrer jährlichen Versammlung, der sogenannten Jalsa Salana. In diesem Jahr gibt es einen besonderen Anlass zum Feiern: Die nach eigenen Angaben älteste muslimische Gemeinschaft Deutschlands begeht ihr 100-jähriges Bestehen.

»Das ist sicherlich ein Grund zur Freude«, sagte das geistliche Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), Kalif Mirza Masroor Ahmad. Vor 100 Jahren habe es in Deutschland nur einige wenige Ahmadiyyas gegeben. Inzwischen hätten viele in Deutschland ein Zuhause gefunden. »Weil sie Ahmadiyyas waren, konnten sie in ihrem eigenen Land ihrer Lehre nicht folgen«, sagte Ahmad. Die Anhänger der muslimischen Reformbewegung werden etwa in Pakistan eingeschüchtert und verfolgt. In Deutschland hätten die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde Religionsfreiheit erfahren.

Nach wie vor gebe es in Deutschland eine große Distanz zum Islam, etwa die Hälfte der Deutschen habe nach wie vor Ressentiments, sagte der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland, Abdullah Uwe Wagishauser. Er sieht Muslime in Deutschland selbst in der Verantwortung, für ein besseres Verständnis ihrer Religion einzustehen. »Es hilft nichts, sich einfach zu verkriechen. Man muss auf die anderen zugehen«, sagte Wagishauser am Freitag beim Auftakt der jährlichen Versammlung in Stuttgart. Nur so könne man Islamfeindlichkeit langfristig bekämpfen.

Die Ahmadiyya-Gemeinden hätten an ihren mehr als 280 Standorten gute Beziehungen zur örtlichen Gesellschaft. »Wir gehen auf den Bürgermeister und auf die Vereine zu und versuchen, uns dort einzubringen«, sagte Wagishauser. So räumten etwa Mitglieder der Gemeinde am 1. Januar den Müll aus der Silvesternacht auf. Mit solchen Aktionen könne man gegen Vorurteile ankämpfen. »Man muss mit kleinen Schritten versuchen, die Narrative zu verändern, die Bilder im Kopf der Menschen zu ändern.« Dazu lade man auch andere Muslime in Deutschland ein.

Mehr als 50.000 Menschen wurden in Stuttgart zur größten Versammlung von Muslimen in Deutschland erwartet. Bis Sonntag gibt es gemeinsame Gebete, Diskussionsrunden und Vorträge. Dabei soll es nach Angaben des Sprechers vor allem um den Austausch der Gemeindemitglieder untereinander gehen, aber auch mit Nicht-Muslimen. Dem Sprecher zufolge werden auch nichtmuslimische Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet. Männer und Frauen treffen sich in den Stuttgarter Hallen getrennt.

Die erste Jalsa Salana fand laut AMJ 1975 statt, seit 2011 trafen sich die Muslime in der Messe Karlsruhe. In diesem Jahr findet die Versammlung erstmals in der Stuttgarter Messe statt, laut AMJ aus Platzgründen.

Die Ahmadiyya-Bewegung bezeichnet sich als älteste islamische Gemeinschaft in Deutschland und hat hierzulande nach eigenen Angaben rund 55.000 aktive Mitglieder und mehr als 70 Minarett-Moscheen. Wagishauser distanzierte sich von jeglicher Form des Extremismus. »Wir sind keine politische Gemeinde, wir haben keinen radikalen Flügel«, sagte er. Die Gemeinden verstünden sich als deutsche Gemeinden.

© dpa-infocom, dpa:230831-99-29775/4