Stuttgart (dpa/lsw) - Der Weg zum Lotto-Glück wird für Spieler in Baden-Württemberg immer länger. Die Zahl der Lotto-Annahmestellen geht weiter zurück, im Internet sind dem legalen Glücksspiel zudem nach wie vor enge Grenzen gesetzt. Zunehmend verlören Anbieter wie Lotto, die offiziellen Casinos, Soziallotterien und das Automatenspiel Anteile an den illegalen Glücksspielmarkt, teilte die Staatliche Toto-Lotto Gesellschaft am Mittwoch mit. Deshalb werde versucht, stärker auf jüngere potenzielle Spieler zuzugehen und Alternativen zu den Annahmestellen zu testen, sagte Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker in Stuttgart.
Nach rund 3700 Abgabeorten für den Lottoschein vor rund 15 Jahren ging die Zahl der Stellen im Südwesten bis zum Jahr 2011 auf rund 3440 zurück, im Jahr 2016 lag sie bei 3207 und im vergangenen Jahr bei nur noch 3138. »Das hatte zwischendurch mit der Regulierung durch den Glücksspielstaatsvertrag zu tun, zuletzt hing es stark zusammen mit dem Sterben des Einzelhandels vor allem auf dem Land«, sagte Wacker. »Die Zahl liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau.«
Nahezu 90 Prozent der Spielerträge werden an diesen klassischen Annahmestellen eingespielt. »Dort geben vor allem Stammkunden ihre Tipps ab, und es uns wichtig, diese zu halten«, sagte Wacker.
Dennoch sucht die Lotto-Gesellschaft nach Alternativen. Eine Möglichkeit: das Lottospielen quasi »im Vorbeigehen«. Getestet wurden acht sogenannte Lotto-Quick-Annahmestellen mit einem reduzierten Angebot an Produkten zum Beispiel in Supermärkten und an Tankstellen. »Wir werten die Ergebnisse jetzt aus und schauen dann, ob sich das Modell eignet«, sagte Wacker. Außerdem hat die Lotto-Gesellschaft eine »Annahmestellen-App« für das Mobiltelefon entwickelt. Mit der App ANNA können Spieler auf dem Smartphone ihre Tipps vorbereiten und danach einfach einen Barcode in der Annahmestelle einlesen lassen.
Die legalen Lottoanbieter spüren dennoch den Druck durch das verbotene Angebot im Internet: Lotto Baden-Württemberg behaupte sich zwar auf einem Markt, dessen Rahmenbedingungen für staatliche Anbieter so herausfordernd seien wie selten zuvor, sagte Wacker. Deutlich zugelegt haben laut Lotto auch die Online-Einsätze. Sie lagen 2019 bei 92 Millionen (plus 13,5 Prozent).
Wacker forderte die Politik allerdings auf, nicht nur den Konzessionären auf die Finger zu schauen, sondern konsequenter als bislang gegen illegale Anbieter vorzugehen. Der Konkurrenz warf er unfaire Methoden vor: »Kommerzielle Glücksspielunternehmen zielen mit hohem Werbeaufwand auf die Kunden und halten sich dabei nicht immer an die Regeln.« Sie böten unter anderem einen unbegrenzten Zugang ohne Limit für Spieleinsätze an. Das erhöhe das Suchtrisiko, warnte Wacker. Vom Volumen des bundesweiten Glücksspielmarktes von rund 13,9 Milliarden Euro im Jahr 2019 betrage der Anteil der illegalen Angebote derzeit 23,4 Prozent - Tendenz deutlich steigend.
Insgesamt haben baden-württembergische Lottospieler im vergangenen Jahr in der Hoffnung auf den großen Gewinn fast eine Milliarde Euro eingesetzt. Durchschnittlich hat also jeder im Südwesten für rund 87 Euro Lotto gespielt. Im Geschäftsjahr ist die Höhe der Einsätze demnach leicht zurückgegangen auf 977,9 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es 9,7 Millionen Euro mehr.
Platzhirsch bei den Lottospielern sei nach wie vor das Lotto 6aus49 mit einem Anteil von 47 Prozent, teilte das Unternehmen in Stuttgart weiter mit. Der Eurojackpot landete mit 18 Prozent Anteil auf dem zweiten Rang. Es folgen weitere Angebote wie die Lotterie Silvester-Millionen, der Fußball-Toto und die im vergangenen Jahr populärer gewordenen Rubbellose.