Wegen des 9-Euro-Tickets befürchtet Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann eine Überlastung von Zügen. Vor allem am kommenden Pfingstwochenende sei die Gefahr groß, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch zum Start der beispiellosen Rabattaktion für Busse und Bahnen. Er sei gespannt, ob die Kapazitäten ausreichten.
Hermann zog sich die Sonderfahrkarte an einem gelben Automaten im Stuttgarter Hauptbahnhof. »Es gab einen ruhigen Betriebsstart in den ersten Tag des 9-Euro-Tickets«, resümierte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Nutzerinnen und Nutzer des Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbundes (VVS) machten regen Gebrauch von dem Ticket, wie eine Sprecherin berichtete. »Es sind mehr Leute unterwegs.« Bahnsteige waren aber demnach nicht überfüllt. In Karlsruhe nannte ein Sprecher des Verkehrsverbundes KVV die Lage eher ruhig.
Reisende und Pendler können ihre 9-Euro-Tickets für Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen. Im Juni, Juli und August sind Fahrten mit diesen Fahrkarten im ganzen Bundesgebiet möglich. Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, sich auch im Südwesten für den erwarteten Ansturm zu rüsten und ihre Kapazitäten auszuweiten. An einigen großen und stark frequentierten Bahnhöfen wird zusätzliches Personal auf den Bahnsteigen eingesetzt.
Am langen Pfingstwochenende (4. bis 6. Juni) wird mit Andrang am Bodensee, im Schwarzwald und in anderen Tourismusgebieten gerechnet. Ein Sprecher des Tourismusverbands Hochschwarzwald sagte, das Angebot für den öffentlichen Nahverkehr werde begrüßt. Es lasse sich aber noch nicht absehen, wie es sich in der Ferienregion konkret auswirken werde. Gut erreichbare Ziele seien beispielsweise Hinterzarten, Feldberg-Bärental, der Titisee und der Schluchsee.
Minister Hermann sagte, es bestehe die Gefahr, dass nach dem 9-Euro-Ticket die Fahrpreise wieder steigen könnten. Nach Ansicht des Grünen-Politikers stellt der Bund zu wenig Geld zur Verfügung, um das 9-Euro-Ticket finanzieren zu können. Bezahlen müssten am Ende die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, argumentierte Hermann: »Wir werden für den nächsten Haushalt im Bund kämpfen - kämpfen müssen -, dass es dann eben deutlich mehr Mittel für den Schienenpersonennahverkehr gibt.«
Das Sonderticket soll Pendler entlasten und mehr Menschen davon überzeugen, dauerhaft vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Bis Dienstag waren nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen bundesweit rund sieben Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden.
Mittteilung Verkehrsministerium, 27.5.
Deutsche Bahn Baden-Württemberg, 23.5.
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