Fast wäre auf seinem Areal ein großer Flughafen entstanden - und nun ist Baden-Württembergs ältester Naturpark 50 Jahre alt. Im historischen Sommerrefektorium des Klosters Bebenhausen in Tübingen haben am Samstag rund 200 Gäste das runde Jubiläum des Naturparks Schönbuch gefeiert. Sabine Kurz, Staatssekretärin im Agrarministerium, bescheinigte dem Naturpark, gekonnt den neuen gesellschaftlichen Anforderungen und globalen Herausforderungen an den Wald zu begegnen. Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sagte: »Dass der Schönbuch auch heute noch eine grüne Oase in der stark besiedelten Neckarregion ist, ist der Gründung des Naturparks vor 50 Jahren zu verdanken.«
Der Naturpark will verstärkt auch darauf setzen, für Kinder und Jugendliche Naturbildung anzubieten. »Es ist für Kinder wichtig, selbst etwas tun zu können. In den vergangenen zwei Jahren haben 4000 Kinder in unserem Naturpark Blumenwiesen selbst angelegt«, sagte die Vorsitzende des Naturparks Schönbuch, Anja Peck.
Wäre es nach dem Willen der damaligen baden-württembergischen Landesregierung gegangen, würde man heute 50 Jahre Großflughafen Schönbuch begehen. Seit Mitte der 60er Jahre plante die Landesregierung wegen des gestiegenen Luftverkehrs den Neubau eines Großflughafens für Stuttgart. Von Beginn an gehörte der Schönbuch zu einem der favorisierten Standorte.
Der Schönbuch schien als Flughafenstandort deshalb ideal, weil er zum Großteil mit dem Staat nur einen Waldbesitzer hat und dies die Verhandlungen vereinfacht hätte, er im Großraum Stuttgart relativ zentral gelegen ist und als geschlossenes, weitgehend unbesiedeltes Waldgebiet nur geringfügige Umsiedlungen verursacht hätte. Gegen das Projekt bildete sich 1969 eine Arbeitsgemeinschaft »Schönbuchflughafen« mit Vertretern von Landkreisen, Gemeinden, Behörden und verschiedenen Organisationen.
1972 schließlich wurde der Druck auf die Landesregierung durch einen offenen Brief einer in Tübingen gegründeten Bürgerinitiative forciert, in dem sie das Land aufforderte, »verbindlich zu erklären, dass der Bau eines Großflughafens im Schönbuch unterbleibt«. Im März 1972 wurde der Schönbuch vom damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) zum Naturpark erklärt und steht seither unter dem Schutz des Gesetzes.
Der 156 Quadratkilometer große Naturpark Schönbuch erstreckt sich über die Landkreise Böblingen, Esslingen, Reutlingen, Tübingen. Er umfasst 18 Städte und Gemeinden. Seit der Forstreform im Jahr 2020 wird der Naturpark von der landesweit zuständigen Forstdirektion im Regierungspräsidium Freiburg verwaltet.
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